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BASF: Chemie-Riese steht zum Kunststoff

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Von Harald Berlinghof

Ludwigshafen. BASF ist gleich Kunststoffe? Diese Gleichung geht nicht völlig auf. Aber trotzdem setzt die BASF mit den unterschiedlichsten Kunststoffen - geschätzt, weil genaue Zahlen dazu nicht kommuniziert werden - rund sieben Milliarden Euro um. Das entspricht mehr als zehn Prozent des Gesamtumsatzes der BASF.

Und viele verbinden die ehemalige "Badische Anilin- und Soda-Fabrik" seit den 1950er Jahren mit Plastikmaterialien. Vorher standen die Farben im Mittelpunkt, dann die Düngemittel aus der Ammoniaksynthese, heute die Spezialwerkstoffe.

1951 kam das aufgeschäumte Styropor auf den Markt und wurde zunächst für Rettungsringe auf See eingesetzt. Seine Dämmeigenschaften wurden erst Ende des Jahrzehnts erkannt und dann vor allem im Baubereich genutzt. Schon ab 1934 produzierte man bei der BASF die Magnettonbänder, später die kompakteren Tonbandkassetten, deren Siegeszug in den frühen 1970er Jahren begann und die heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind.

Kein Mensch kann heute mehr sagen, wie viele Millionen Kilometer dieser Bänder aus Kunststoff hergestellt wurden. Seit 1974 wird der Kunststoff Ultraform hergestellt, der in allen Playmobil-Figuren enthalten ist. Schon 1939 wurde das Verfahren zur Herstellung von Kunstfasern (Perlon) in Ludwigshafen entwickelt.

Aber längst hat sich die BASF im Bereich der Kunststoffe weg bewegt von den "Allerweltskunststoffen" wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC) oder auch Polyethylenterephtalat (PET), die meist zur Herstellung von Verpackungen, Plastiktüten und Plastikflaschen eingesetzt werden. Man produziert ausschließlich Hochleistungskunststoffe vor allem für langlebige Anwendungen in der Auto- und Bauindustrie. Trotz einer wachsenden Müllproblematik mit den Kunststoffen steht man bei der BASF zu den Kunststoffmaterialien.

"Kunststoffe sind effiziente Materialien, die Ressourcen schonen können und der Gesellschaft Vorteile in Gesundheit, Sicherheit und im Alltag bieten. Diese Vorteile können konterkariert werden, wenn Kunststoffe und Abfälle nicht verantwortungsvoll genutzt, entsorgt oder recycelt werden", erläutert Vorstandschef Martin Brudermüller. Es kommt also darauf an, was man damit anstellt, ließe sich in Abwandlung eines Slogans der Beton- und Zementindustrie sagen. Und vor allem, wie man damit umgeht, wenn die Verpackungen, Tüten oder Flaschen ihre Schuldigkeit getan haben.

Dass die Gewichtsersparnis beim Einsatz von Kunststoffen in Autos zur CO2-Reduzierung beiträgt, stellt niemand in Frage. Dass Kunststoffe durch ihre chemische Neutralität auch in extrem kritischen Bereichen der Medizin unersetzlich sind, bezweifelt auch kaum jemand. Kunststoffe verbessern die Aufbereitung von Trinkwasser, verbessern die Aerodynamik von Autos und der Plastikeimer hat seinen Siegeszug rund um die Welt schon vor langer Zeit angetreten und mittlerweile die letzten Winkel dieser Erde erreicht hat.

Es gibt in der Industrie zahlreiche Bestrebungen, das Plastikproblem zu lösen. So hat die BASF mit 30 Firmen eine "Allianz gegen Plastikmüll in der Umwelt" gegründet, die in den nächsten fünf Jahren 1,5 Milliarden Dollar in Projekte zur Vermeidung von Plastikmüll investieren will. "Eine wichtige Maßnahme, um den unkontrollierten Eintrag von Plastik in die Umwelt zu beenden, ist der Aufbau von Prozessen, die bereits genutzten Kunststoff als Rohstoff wieder verwenden können.

Dazu gehört das Projekt ChemCycling, in dem ein chemisches Recycling getestet wird. Dabei werden Kunststoffabfälle von einem Partnerunternehmen in ein Öl zurückverwandelt, das Naphta, dem Ausgangsprodukt für Kunststoffe chemisch sehr ähnlich ist.

Der Wertstoffkreislauf wäre damit geschlossen. Das BASF Programm "Operation clean sweep" soll sicherstellen, dass bei der Produktion von Kunststoff-Granulaten möglichst wenig Material bei Herstellung, Transport und Weiterverarbeitung in die Umwelt gelangt. Und in den BASF eigenen Kantinen ist die Umstellung von Plastikgeschirr auf den kompostierbaren BASF-Kunststoff ecovio oder auf Porzellan und Glasschalen erfolgt.


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