Heidelberg. (tv) Nach der zweiten Gewinnwarnung in diesem Jahr ist die Aktie der Heidelberger Druckmaschinen AG seit Donnerstag um mehr als 25 Prozent abgestürzt. Am Montag fiel sie bis auf 92 Cent, erholte sich im Verlauf etwas und schloss im Xetra-Handel bei 98 Cent. Auch die Analysten, die in den vergangenen Jahren immer zum Kauf der Aktie mit hohen Kurszielen bis zu vier Euro rieten, wenden sich zunehmend ab. Warburg Research hat als neues Kursziel 60 Cent genannt.
Der Analyst glaubt nicht, dass die bereits reduzierten Jahresziele erreichbar sind. Operativ tut sich beim Weltmarktführer für Offset-Druckmaschinen wenig. Sollte sich der Geldzufluss nicht deutlich verbessern, droht laut Warburg eine Kapitalerhöhung, um den Konzern vor einem finanziellen Engpass zu bewahren. Vor zehn Jahren konnte die drohende Insolvenz nur mit Staatshilfe abgewendet werden.
Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens ist nicht in Sicht. Dazu hat auch der langjährige Finanzvorstand Dirk Kaliebe seine persönliche Reißleine gezogen: Er hat angekündigt, das Unternehmen im September zu verlassen. Ein herber Verlust.
Der Plan des amtierenden Vorstands, mit Subskriptionsmodellen die sinkenden Maschinenverkäufe zu kompensieren, scheint nicht aufzugehen. Die Druckereien dieser Welt kaufen noch weniger Maschinen als befürchtet, Einnahmen pro bedrucktem Bogen werden das Loch in der Kasse auch mittelfristig nicht füllen können.
Nach Meinung von Beobachtern braucht das Unternehmen dringend strategische Impulse, die zu neuen Geschäftsgebieten führen, die den noch 11.500 Mitarbeitern eine Zukunft sichern könnten. Am Donnerstag ist Hauptversammlung, Vorstand und Aufsichtsrat werden einige Fragen der Aktionäre beantworten müssen. Vor allem der Aufsichtsrat ist jetzt gefordert.