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Heidelberger Druckmaschinen: So harsch fiel die Kritik der Aktionäre bei der Hauptversammlung aus

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Von Barbara Klauß

Mannheim/Wiesloch. Die Kritik der Anteilseigner fiel zum Teil heftig aus. Vertrauen sei verloren gegangen, erklärten Aktionärsvertreter am Donnerstag auf der Hauptversammlung der Heidelberger Druckmaschinen im Mannheimer Rosengarten. Der Aktienwert des SDax-Unternehmens gleiche einem Trauerspiel. Es war die Rede von "Durchhalteparolen" und einem "Management des Aussitzens". Nicht wenige sorgten sich gar um den Fortbestand des Unternehmens.

Aktuell entzündete sich der Unmut der Anteilseigner vor allem an einer Gewinnwarnung des Druckmaschinenbauers aus der vergangenen Woche. Demnach verdoppelten die Wieslocher ihren Verlust nach Steuern im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres auf 31 Millionen Euro. Umsatz und Auftragseingang gingen zurück. In der Folge brach der Aktienkurs ein und rutschte unter die Ein-Euro-Marke. Am Donnerstagabend lag er bei 0,95 Euro.

"Sie dürfen sich keine Zielverfehlungen mehr erlauben", erklärte nun Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) an den Vorstand gewandt. Die rund 1200 Anteilseigner im Saal applaudierten. "Die Aktionäre machen sich große Sorgen um ihr Investment, die Mitarbeiter um ihre Jobs", meinte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Die Aktionäre hätten das Gefühl, dass der Vorstand auf der Bremse stehe, statt Gas zu geben. "Geben Sie uns die Zuversicht, dass unser Unternehmen im Fortbestand gesichert ist", fügte sie an den Vorstandsvorsitzenden Rainer Hundsdörfer gerichtet hinzu. Auch Schmidt von der SdK fragte: "Ist Heidelberger Druck akut gefährdet?"

Der Vorstandschef widersprach mit Nachdruck. "Die Antwort ist ganz klar: Nein", erklärte er. Die Finanzstruktur des Konzerns sei trotz aller Widrigkeiten - etwa der schwachen Konjunkturentwicklung - stabil. "Heidelberg bleibt finanziell solide aufgestellt."

Die Ergebnissituation und die Kursentwicklung seien für alle eine Belastung, räumte Hundsdörfer ein. Aber: "Wir arbeiten mit aller Kraft daran, die aktuellen Entwicklungen wieder umzukehren." So prüfe Heideldruck alle Investitionen. Es würden nur noch Projekte umgesetzt, die absolut notwendig seien. Kurzarbeit ist bereits angezeigt. Ob und wann sie kommt, ist noch unklar.

Erneut bezeichnete der Heideldruck-Chef den Umbau des Unternehmens - die "digitale Transformation" - als alternativlos. Und es gehe voran: Die Nachfrage beim neuen Subskriptionsmodell, bei dem der Kunde die Druckmaschine nicht mehr kauft, sondern pro bedrucktem Bogen zahlt, sei erfreulich hoch.

"Mit knapp 40 Verträgen liegen wir auf Kurs." Inzwischen machten solche Verträge acht Prozent des Auftragsbestandes aus. Mittelfristig soll der Umsatzanteil auf ein Drittel steigen - und das Unternehmen so weniger konjunkturanfällig werden.

Der Aufsichtsrat jedenfalls, das machte der Vorsitzende Siegfried Jaschinski der Hauptversammlung deutlich, unterstützt die Digitalstrategie voll und ganz - auch wenn konjunkturelle Eintrübungen zu Rückschlägen führten. Ausdrücklich dankte Jaschinski nicht nur den Mitarbeitern für ihr Engagement, sondern auch dem Vorstand.

Obwohl manche Aktionäre das Gegenteil gefordert hatten: Letztendlich entlasteten die Anteilseigner Vorstand und Aufsichtsrat mit deutlicher Mehrheit. Erstmals wählten sie mit Li Li eine Chinesin in den Aufsichtsrat. Die 48-Jährige ist Vorstandsvorsitzende der Masterwork Group. Der Spezialmaschinenbauer war Anfang des Jahres im Rahmen einer Kapitalerhöhung zum größten Einzelaktionär bei Heideldruck aufgestiegen und hält 8,5 Prozent der Anteile.

Sie werde ihr Bestes tun, die rund 11.500 Mitarbeiter der Heidelberger Druckmaschinen in eine gute Zukunft zu führen, sagte Li, die sicham Donnerstag der Hauptversammlung vorstellte.

Doch ihre Rolle warf auch Fragen auf: "Welche Ziele verfolgt der Großaktionär?", wollte Benner-Heinacher wissen. "Will er die Mehrheit?" Jaschinski antwortete: Laut Vertrag sei in den nächsten acht Jahren bis zu 20 Prozent Beteiligung möglich. "Mehr nicht."

Auch eine weitere offene Frage konnte der Aufsichtsrat inzwischen klären: die Nachfolge des Finanzvorstands Dirk Kaliebe, der das Unternehmen Ende September verlässt. Man habe sich für einen Kandidaten entschieden, so Jaschinski. Einen Namen nannte er nicht, da der Vertrag noch nicht unterschrieben sei.


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