Von Barbara Klauß
Heidelberg. Der Baustoffkonzern Heidelberg Cement liegt im Plan: Umsatz und Ergebnis haben im ersten Halbjahr zugelegt, das Sparprogramm kommt voran und auch beim Thema Umweltschutz zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Bernd Scheifele (Foto: dpa) gestern bei der Vorlage der Zahlen fürs erste Halbjahr zuversichtlich - und versprach CO2-neutralen Beton bis spätestens 2050.
Insgesamt ist der Vorstandschef zufrieden mit den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres: Der Umsatz sei gut gewachsen, es gebe eine überproportional gute Ergebnis-Entwicklung, vor allem in Europa und Asien. Freude bereite das Geschäft mit China, dem "mit Abstand profitabelsten Zementmarkt weltweit". Als etwas verhaltener bezeichnete Scheifele die Entwicklung in den USA, wo das Geschäft unter den starken Regenfällen im Mai gelitten habe. Einen spürbaren Ergebniseinbruch hingegen gab es ihm zufolge in Ägypten und der Türkei.
Beim Sparprogramm liege Heidelberg Cement sogar über Plan, so der Vorstandschef. Nachdem der Konzern im Oktober vergangenen Jahres seine Prognose für 2018 teilweise zurücknehmen musste, hatte Scheifele Kostensenkungen und einen Stellenabbau angekündigt. Verwaltungskosten sollten 2019 und 2020 um 100 Millionen Euro sinken. Darüber hinaus trennt sich der Baustoffkonzern von Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Verkauft wurden unter anderem Anteile an "Ciments du Maroc", Zementwerke in Ägypten und Italien, die Baustoffwerke Dresden und Geschäftsaktivitäten in Dresden. Heidelberg Cement sei auf gutem Weg, sein Ziel von 500 Millionen Euro Veräußerungen im Geschäftsjahr 2019 zu erreichen, teilte der Konzern mit.
Gegenüber dem Vorjahr baute Heidelberg Cement konzernweit rund 3200 Stellen ab, rund 60 davon in Heidelberg. Doch seien andere Stellen aufgebaut worden, so Scheifele, sodass die Mitarbeiterzahl hier mit knapp 1300 etwa auf Vorjahresniveau liege.
Ein wichtiges Thema ist aus Scheifeles Sicht die Nachhaltigkeit. Die Zementindustrie ist laut Internationaler Energieagentur für sieben Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Immer wieder protestieren Umweltaktivisten gegen den Konzern.
Nun hat Heidelberg Cement sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2050 den Kohlendioxid-Ausstoß bei der Beton-Produktion auf Null zu senken. Gelingen könnte das Scheifeles Ansicht nach mit Hilfe verschiedener Maßnahmen, etwa durch andere Rohstoffe oder recyceltes Material.
Der Konzern reagiert damit auch auf die steigenden Kosten für CO2-Zertifikate: Derzeit muss Heidelberg Cement allein in Deutschland Zertifikate für den Ausstoß von 800.000 Tonnen CO2 erwerben. Seit November hat sich der Preis der Zertifikate auf rund 28 Euro je Tonne fast verdoppelt. Auch zur Frage nach einer CO2-Steuer in Deutschland äußerte sich der Heidelberg Cement-Chef: "Für uns ist es wichtig, keine Doppelbelastung zu haben: Also nicht Zertifikate zukaufen zu müssen und eine CO2-Steuer zu zahlen."
Er persönlich sei sehr für Umweltschutz, erklärte Scheifele - fügte aber hinzu: Er müsse aus volkswirtschaftlicher Sicht effizient gestaltet werden. So sei es derzeit nicht: "Wir nehmen viel Geld in die Hand - aber die CO2-Bilanz ist in Deutschland nicht so toll." Mit all dem müsse sich nun die Politik beschäftigen.
Von der sich abschwächenden Konjunktur ist der Konzern bislang wenig betroffen. "Wir laufen dem Zyklus hinterher", sagte Scheifele. "Wenn Sie einen Bau bereits angefangen haben, bauen Sie das Haus normalerweise auch zu Ende", erklärte er - "zumindest in Baden-Württemberg". Doch sehe auch Heidelberg Cement klar, dass sich die Weltkonjunktur abschwäche. Dennoch bestätigte Scheifele den Ausblick für das Gesamtjahr: Das Unternehmen geht davon aus, in diesem Jahr den Umsatz, den bereinigten operativen Gewinn und den Jahresüberschuss vor Einmaleffekten moderat (um drei bis neun Prozent) zu steigern. An der Börse konnte Heidelberg Cement allerdings nicht punkten: Mit einem Minus von fast vier Prozent gehörte die Aktie zu den schwächsten Werten im Dax.