Von Thomas Veigel
Wiesloch. Das Geschäft mit Studenten und jungen Absolventen hat den Finanzberater MLP groß gemacht. Das Unternehmen ist mit seinen Kunden über die Jahrzehnte reifer und ruhiger geworden, aber auf der Suche nach Wachstumspotenzialen hat der Konzern das Hochschulgeschäft vor einigen Jahren wiederentdeckt. Und gibt seit Mitte 2017 richtig Gas. Matthias Laier wurde im März 2017 zum Bereichsvorstand ernannt. In der neu geschaffenen Position bündelt er sämtliche Aktivitäten von MLP im Hochschulsegment. Matthias Laier hatte vorher eine MLP-Geschäftsstelle geleitet. Mittlerweile kümmern sich 300 Berater in 70 Hochschulteams um die Studierenden und Absolventen im Land. Ihre Zahl soll sich in drei bis vier Jahren auf 600 verdoppelt haben, sagte Vorstandsvorsitzender Uwe Schroeder-Wildberg gestern bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz.
Wenn man die rückläufige Entwicklung der Beraterzahlen in den vergangenen Jahren in Betracht zieht, erscheint die angestrebte Verdoppelung im Hochschulbereich ambitioniert. 200 Berater habe man im Jahr 2018 gewonnen, sagte Schroeder-Wildberg. 2018 war tatsächlich das erste Jahr in diesem Jahrzehnt mit einer Zunahme der Zahl der Berater. Per Saldo stieg die Zahl um 19 auf 1928. Das bedeutet, dass zwar 200 Berater gewonnen wurden, 180 MLP aber auch verlassen haben. Die Abgänge betreffen vor allem den Hochschulbereich, denn dort werden hauptsächlich Berufsanfänger eingestellt, bei denen die Fluktuation sehr hoch ist.
Insgesamt sei die Zahl der Versicherungsvermittler stark rückläufig. Ihre Zahl sei in den letzten Jahren von 260.000 auf 200.000 zurückgegangen. Dieser Trend werde sich weiter verstärken, glaubt Schroeder-Wildberg, da der Gesetzgeber die Anforderungen an die Vermittler weiter erhöhen werde. "Wir begrüßen das und werden der relative Gewinner der Entwicklung sein."
Zum ersten Mal seit vielen Jahren sind auch die Umsätze im Bereich der Altersvorsorge deutlich um zehn Prozent gestiegen. Zum einen habe MLP von einem starken Neugeschäft in der betrieblichen Altersvorsorge profitiert, zum anderen wirkte sich der Ausbau des Hochschulgeschäfts positiv aus, weil bei jungen Kunden erste Vorsorge-Bausteine wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung eine hohe Bedeutung hätten. Von einer echten Trendwende in der Altersvorsorge wollte der MLP-Chef allerdings nicht sprechen. "Die Rahmenbedingungen haben sich nicht verbessert".
Auch die meisten anderen Geschäftsbereiche wie Vermögensmanagement, Krankenversicherung und Sachversicherung legten im ersten Halbjahr zu, nur in der Immobilienvermittlung gab es ein Minus von 20 Prozent. Das Geschäft soll aber im weiteren Verlauf des Jahres wieder wachsen. Die Immobilienvermittlung habe ein "enormes Potenzial" und soll von rund 250 Millionen Euro Immobilienwert im Jahr 2018 auf bis zu 700 Millionen Euro im Jahr 2022 steigen.
Die Prognose für das Jahr 2019 bestätigte Schroeder-Wildberg, es werde weiterhin eine leichte Steigerung des Gewinns vor Steuern und Zinsen erwartet. MLP, so Uwe Schroeder-Wildberg, sei ein breit aufgestelltes Unternehmen mit starker Substanz. Der Aktienkurs spiegele diese Stärke bei einem Kurs von unter 4,50 Euro nicht wider.