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Stellenabbau bei der BASF: "Es herrscht eine große Verunsicherung"

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Von Barbara Klauß

Ludwigshafen. BASF-Betriebsratschef Sinischa Horvat hat verwundert auf den geplanten Stellenabbau beim größten Chemiekonzern der Welt reagiert: "Mir fehlt die Fantasie, wie so viel Arbeit wegfallen soll", erklärte er gestern im Gespräch mit der RNZ. Im Zuge einer organisatorischen Neuausrichtung sollen bis Ende 2021 weltweit 6000 der rund 122.000 Stellen gestrichen werden, gut die Hälfte davon in Deutschland - vor allem am Konzernsitz in Ludwigshafen, wo derzeit knapp 40.000 Menschen arbeiten. Das hatte das Dax-Unternehmen am Donnerstag bekannt gegeben.

Dass die BASF und ihre Belegschaft noch etwas zu erwarten hatte, war offensichtlich. Vorstandschef Martin Brudermüller, seit gut einem Jahr im Amt, hatte bereits eine neue Struktur sowie - nach einer Gewinnwarnung - einen Sparkurs angekündigt und 2019 ein "Jahr des Übergangs" genannt. Dennoch zeigte sich Betriebsratschef Horvat nun überrascht - vor allem von der hohen Zahl an Stellen, die gestrichen werden sollen. Dass durch vermeintliche Synergien und reduzierten Schnittstellen tatsächlich die Arbeit von rund 6000 Menschen wegfallen könnte - das muss seiner Ansicht nach erst noch bewiesen werden. "Wir werden nicht zulassen, dass Personal abgebaut wird und hinterher weniger Leute die gleiche Arbeit machen müssen", erklärte er gestern. Auch heute sei der Druck auf die Mitarbeiter bereits hoch.

Horvat spricht von einer "großen Verunsicherung" in der Belegschaft - vor allem am Heimatstandort in Ludwigshafen. Die Menschen in den betroffenen Einheiten wüssten nicht, wo sie sich am Ende in der neuen Struktur wiederfinden würden.

Brudermüller hatte angekündigt, die Organisation effektiver und effizienter machen zu wollen. Ziel ist es unter anderem, eine größere Kundennähe und bessere Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen, indem die Geschäftseinheiten in den Regionen und Ländern mehr Verantwortung bekommen. Andererseits will Brudermüller die Verwaltung zentralisieren und verkleinern. In einem "schlanken Corporate Center", einer neuen Verwaltungszentrale, mit weniger als 1000 Mitarbeitern sollen etwa Finanzen, Strategie, Recht und Personal zusammengefasst werden. Ludwigshafen, den größten Standort mit einem hohen Verwaltungsanteil, trifft das besonders.

Die Mitarbeiter dort sind derzeit allerdings durch eine Standortvereinbarung, die bis Ende 2020 gilt, vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Ein Stellenabbau sei in Ludwigshafen im Moment also nur über ein freiwilliges Ausscheiden von Mitarbeitern möglich, erklärte Betriebsratschef Horvat - unter anderem über Abfindungsprogramme, die es bei der BASF ohnehin schon gebe. Ob sie nun noch forciert werden, muss dem Betriebsratschef zufolge erst besprochen werden.

Horvat wertete es als wichtiges Signal an die Mitarbeiter, dass sich Unternehmensleitung und Betriebsrat angesichts der Veränderungen darauf geeinigt haben, Verhandlungen über eine neue Standortvereinbarung vorzuziehen Im ersten Halbjahr 2020 soll sie unterschrieben sein. Was dabei herauskommt, ist noch nicht abzusehen. Wenn es nach Horvat geht, sollte sie betriebsbedingte Kündigungen mindestens für fünf Jahre ausschließen. Außerdem forderte er ein Budget für Forschung und Entwicklung sowie für Ausbildung und Qualifizierung.

Die BASF steht derzeit unter Druck: Die schwächelnde Konjunktur, die Autoflaute und der Handelsstreit zwischen den USA und China machen dem Konzern zu schaffen. Durch die Neuausrichtung will die BASF rund 300 Millionen Euro sparen. Sie ist Teil des Sparprogramms, das ab Ende 2021 jährlich einen Ergebnisbeitrag von zwei Milliarden Euro beisteuern soll.


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