London/Heidelberg. (kla) In London hat der Euribor-Prozess gegen den Heidelberger Banker Andreas Hauschild begonnen. Verantworten muss sich der 54-Jährige, ehemaliger Mitarbeiter der Deutschen Bank und in Heidelberg bekannt als ehemaliger Vorsitzender des Freundeskreises Wolfsbrunnen, für seine Rolle im Euribor-Skandal. Hauschild bestreitet Medienberichten zufolge jede Schuld.
Hauschild habe dem bereits verurteilten ehemaligen Star-Händler der Deutschen Bank, Christian Bittar, geholfen, den Referenzzins der Eurozone zu manipulieren, sagte Staatsanwalt James Waddington zum Prozessauftakt Mitte Juni, wie das "Handelsblatt" berichtet. Zwischen 2005 und 2009 soll er - gemeinsam mit Händlern der Deutschen Bank und anderer Großbanken wie der britischen Barclays und der französischen Société Généralea - versucht haben, den Euribor-Zins zum eigenen Vorteil zu beeinflussen.
Hauschild leitete in dieser Zeit in Frankfurt das Team, das für die Einreichung von Zinssätze der Deutschen Bank zuständig war. Laut Staatsanwaltschaft soll er seine Eingaben eng mit Bittar - dem Londoner Kopf der Verschwörung - abgestimmt haben. In seiner Aussage vor dem Southwark Crown Court erklärte Hauschild nun "Bloomberg" zufolge, er habe nicht gewusst, dass Bittar Referenzzinsen manipuliert habe. Die drei Barclays-Banker, die bei der "Verschwörung" dabei gewesen sein sollen und ebenfalls bereits wegen Manipulationen verurteilt wurden, kenne er nicht, erklärte Hauschild vor Gericht.
Sein Anwalt, Duncan Penny, malte dem Bericht zufolge ein Bild von einem Senior Manager, der ständig in der Luft und selten an seinem Schreibtisch gewesen sei. Hauschild selbst sagte demnach, er habe nie direkt Eingaben gemacht. Der Euribor-Satz wird anhand der Angaben von Großbanken berechnet und soll angeben, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Sie sind ein Maßstab für Geschäfte in Billionenhöhe - vom Baukredit bis zu Derivate-Geschäften.
Im November 2015 hatte die britische Staatsanwaltschaft elf Händler der Deutschen Bank, der Société Générale und von Barclays angeklagt. Vier Mitarbeiter der Deutschen Bank, unter ihnen Hauschild, waren nicht zum Prozess erschienen, sondern in Deutschland geblieben. Das Frankfurter Oberlandesgericht hatte die Vorwürfe gegen sie für verjährt erklärt. Dennoch wurde auf Betreiben Londons ein Europäischer Haftbefehl gegen die vier ausgestellt.
Im August 2018 wurde Hauschild auf einer Italien-Reise im Mailand festgenommen. Seitdem sitzt er in London in Gewahrsam, zunächst in Untersuchungshaft, später mit elektronischer Fußfessel unter Hausarrest.