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Mannheim: MVV legt Beschwerde gegen Urteil zur EnBW-Beteiligung  ein

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Mannheim. (RNZ) Das Mannheimer Energieunternehmen MVV hat Rechtsbeschwerde beim Bundesgerichtshof (BGH) gegen die Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf vom 10. Juli eingelegt. Das teilte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch in Mannheim mit. Hintergrund ist, dass der Karlsruher Energiekonzern EnBW seinen Anteil an MVV-Aktien im Dezember 2017 auf fast 30 Prozent erhöht hat.

Das Bundeskartellamt hatte das Geschäft zuvor ausführlich geprüft und freigegeben. Gegen diese Entscheidung legte die MVV Beschwerde beim OLG Düsseldorf ein - die jedoch als unzulässig verworfen wurde. Grundlage der Entscheidung war laut MVV nicht die Prüfung der kartellrechtlichen Zulässigkeit der Anteilserhöhung. Vielmehr vertrat das Gericht demnach die Auffassung, dass die MVV als unmittelbar Beteiligte nicht gegen den Beschluss des Bundeskartellamts Beschwerde einlegen könne. Berechtigt seien hierfür lediglich außenstehende Wettbewerber.

Die MVV sieht das anders. Bereits nach dem Urteil hatte das Energieunternehmen mitgeteilt, man bedaure die Entscheidung und halte die Begründung des Bundeskartellamtes für die Freigabe nach wie vor für einen Fehler, weil dies den Wettbewerb auf dem Strommarkt verzerre. EnBW hatte zuvor erklärt, es handle sich lediglich um eine Finanzbeteiligung, man verfolge keine strategischen Interessen. Die MVV hatte das bezweifelt.

Beide Unternehmen gehören überwiegend der öffentlichen Hand: die MVV der Stadt Mannheim, EnBW dem Land Baden-Württemberg und einem kommunalen Verbund. Mit der Rechtsbeschwerde vor dem Bundesgerichtshof will die MVV nun eine grundsätzliche Klärung dieser Rechtsfrage herbeiführen. Erst danach könne die Entscheidung des Bundeskartellamts von dem Kartellsenat des OLG Düsseldorf auch in der Sache geprüft werden, teilte das Unternehmen mit.


Einkaufsmeile statt Schloss: Einkaufs-Tourismus in Deutschland boomt

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Von Erich Reimann

Düsseldorf. Das Schloss Neuschwanstein, der Kölner Dom, die Heidelberger Altstadt und das Brandenburger Tor sind längst nicht mehr die einzigen Attraktionen, die Touristen nach Deutschland locken. Mindestens genauso anziehend finden viele Reisende aus dem Ausland das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, Edel-Einkaufsmeilen wie die Königsallee in Düsseldorf oder Schnäppchenparadiese wie die Outletcity Metzingen.

Beispiel KaDeWe: Nur rund die Hälfte der jährlich rund zehn Millionen Kunden in Berlins Luxus-Warenhaus wohnt in der Metropole, wie der Chef der KaDeWe-Gruppe André Maeder vor einiger Zeit verriet. "Die andere Hälfte besteht zu ungefähr gleichen Teilen aus deutschen und internationalen Touristen". Vor allem Touristen aus Nicht-EU-Ländern wie China, Russland und den Golfstaaten shoppen gerne - auch deshalb, weil sie sich bei der Ausreise die Umsatzsteuer erstatten lassen können.

Während die einheimische Kundschaft in den vergangenen Jahren auch wegen des Siegeszuges des Onlinehandels immer seltener den Weg in die deutschen Innenstädte fand, stieg die Zahl der Touristen aus Nicht-EU-Ländern - in den vergangenen zehn Jahren um satte 75 Prozent auf über 16 Millionen. Die zollfreien Shopping-Ausgaben dieser Gruppe haben sich sogar mehr als verdoppelt - von 1 auf 2,5 Milliarden Euro, wie aus einer aktuellen Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI im Auftrag des Tax-Free-Dienstleisters Global Blue hervorgeht.

Als extrem konsumfreudig erwiesen sich demnach vor allem die Chinesen. Auf sie entfielen der Studie zufolge über 40 Prozent der Tax-Free-Umsätze. Auf Platz zwei folgten - mit erheblichem Abstand - die Touristen aus Russland, auf Rang drei die Urlauber aus den Golfstaaten. Zusammen vereinigten die Touristen aus diesen drei Regionen fast zwei Drittel der zollfreien Shopping-Umsätze in Deutschland auf sich.

Am meisten gekauft werde Mode und Bekleidung. Darauf entfielen gut die Hälfte aller Ausgaben, berichtete das EHI. Auf Rang zwei in der Beliebtheitsskala folgten demnach Uhren und Schmuck mit einem Umsatzanteil von 30 Prozent.

Der Handel bemüht sich, den weit gereisten Kunden den Einkauf so einfach wie möglich zu machen. So können chinesische Touristen in immer mehr Läden in Deutschland mit Alipay zahlen, dem Bezahldienst des chinesischen Online-Giganten Alibaba. Der Kaufhof akzeptiert Alipay ebenso wie die Modekette Breuninger oder die Drogeriemarktketten Rossmann und dm. Man wolle Besuchern aus China eine Zahlungsart anbieten, "mit der sie vertraut sind", betonte dm-Manager Martin Dallmeier.

Risikolos ist die verstärkte Ausrichtung auf die Kunden aus dem Ausland für die Einzelhändler aber nicht. Das zeigte sich in den vergangenen Jahren. Zwar lagen die Ausgaben der Touristen aus Nicht-EU-Ländern 2018 mit rund 2,5 Milliarden Euro deutlich höher als noch vor zehn Jahren. Doch auch deutlich niedriger als im Rekordjahr 2015, als in Deutschland noch für mehr als 3,6 Milliarden Euro zollfrei eingekauft wurde.

Für den Umsatzeinbruch gibt es laut EHI eine ganze Reihe von Gründen: Allen voran die Einführung von Importzöllen auf Luxusgüter in China. Die wirtschaftlichen Probleme in Russland hätten außerdem dazu geführt, dass die Zahl der russischen Touristen zeitweise deutlich gesunken sei. Auch im arabischen Raum habe es ähnliche Probleme gegeben. Die Branchenkenner des EHI empfehlen: Die Einzelhändler sollten verstärkt auch die Touristen aus der Schweiz und den USA ins Visier nehmen.

Halbjahresbilanz im Plan: MLP besinnt sich auf die Wurzeln

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Von Thomas Veigel

Wiesloch. Das Geschäft mit Studenten und jungen Absolventen hat den Finanzberater MLP groß gemacht. Das Unternehmen ist mit seinen Kunden über die Jahrzehnte reifer und ruhiger geworden, aber auf der Suche nach Wachstumspotenzialen hat der Konzern das Hochschulgeschäft vor einigen Jahren wiederentdeckt. Und gibt seit Mitte 2017 richtig Gas. Matthias Laier wurde im März 2017 zum Bereichsvorstand ernannt. In der neu geschaffenen Position bündelt er sämtliche Aktivitäten von MLP im Hochschulsegment. Matthias Laier hatte vorher eine MLP-Geschäftsstelle geleitet. Mittlerweile kümmern sich 300 Berater in 70 Hochschulteams um die Studierenden und Absolventen im Land. Ihre Zahl soll sich in drei bis vier Jahren auf 600 verdoppelt haben, sagte Vorstandsvorsitzender Uwe Schroeder-Wildberg gestern bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz.

Wenn man die rückläufige Entwicklung der Beraterzahlen in den vergangenen Jahren in Betracht zieht, erscheint die angestrebte Verdoppelung im Hochschulbereich ambitioniert. 200 Berater habe man im Jahr 2018 gewonnen, sagte Schroeder-Wildberg. 2018 war tatsächlich das erste Jahr in diesem Jahrzehnt mit einer Zunahme der Zahl der Berater. Per Saldo stieg die Zahl um 19 auf 1928. Das bedeutet, dass zwar 200 Berater gewonnen wurden, 180 MLP aber auch verlassen haben. Die Abgänge betreffen vor allem den Hochschulbereich, denn dort werden hauptsächlich Berufsanfänger eingestellt, bei denen die Fluktuation sehr hoch ist.

Insgesamt sei die Zahl der Versicherungsvermittler stark rückläufig. Ihre Zahl sei in den letzten Jahren von 260.000 auf 200.000 zurückgegangen. Dieser Trend werde sich weiter verstärken, glaubt Schroeder-Wildberg, da der Gesetzgeber die Anforderungen an die Vermittler weiter erhöhen werde. "Wir begrüßen das und werden der relative Gewinner der Entwicklung sein."

Zum ersten Mal seit vielen Jahren sind auch die Umsätze im Bereich der Altersvorsorge deutlich um zehn Prozent gestiegen. Zum einen habe MLP von einem starken Neugeschäft in der betrieblichen Altersvorsorge profitiert, zum anderen wirkte sich der Ausbau des Hochschulgeschäfts positiv aus, weil bei jungen Kunden erste Vorsorge-Bausteine wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung eine hohe Bedeutung hätten. Von einer echten Trendwende in der Altersvorsorge wollte der MLP-Chef allerdings nicht sprechen. "Die Rahmenbedingungen haben sich nicht verbessert".

Auch die meisten anderen Geschäftsbereiche wie Vermögensmanagement, Krankenversicherung und Sachversicherung legten im ersten Halbjahr zu, nur in der Immobilienvermittlung gab es ein Minus von 20 Prozent. Das Geschäft soll aber im weiteren Verlauf des Jahres wieder wachsen. Die Immobilienvermittlung habe ein "enormes Potenzial" und soll von rund 250 Millionen Euro Immobilienwert im Jahr 2018 auf bis zu 700 Millionen Euro im Jahr 2022 steigen.

Die Prognose für das Jahr 2019 bestätigte Schroeder-Wildberg, es werde weiterhin eine leichte Steigerung des Gewinns vor Steuern und Zinsen erwartet. MLP, so Uwe Schroeder-Wildberg, sei ein breit aufgestelltes Unternehmen mit starker Substanz. Der Aktienkurs spiegele diese Stärke bei einem Kurs von unter 4,50 Euro nicht wider.

E-Scooter, Airbnb, Kleider und Co.: So nachhaltig ist Sharing

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Von Larissa Schwedes

Köln. Man muss kein Millionär sein, um alles zu haben: ein Auto, einen E-Scooter, ein Fahrrad, ein Apartment in Barcelona. Für eine schnelle Buchung sind meist nur ein paar Wischs auf dem Smartphone nötig. Es boomt die Kultur des Teilens, in der Ökonomie auch als "Sharing Economy" bezeichnet. Während Carsharing, Miet-E-Scooter und Airbnb den meisten bekannt sein dürften, sprießen auch zunehmend Nischen-Angebote: So kann man sich online Spielzeug ausleihen, in Bochum Bienenvölker mieten oder in Köln seinen Kleiderschrank mit fremden Menschen teilen.

Letzteres ist das Konzept von Lena Schröder, die dem Überfluss der Textil-Industrie den Kampf angesagt hat. Das Konzept ihrer "Kleiderei": Gegen einen regelmäßigen Mitgliedsbeitrag darf man sich pro Monat ein paar Kleidungsstücke ausleihen - auf unbegrenzte Zeit. "Ich hatte keinen Bock mehr auf "Fast Fashion"", sagt die Gründerin. "Stil hast du, Kleider leihst du", steht an ihrem Laden. Drinnen hängen Blumenhosen neben Glitzerpumps, Lederschuhen, und Jeans. "Man bekommt die Befriedigung, etwas Neues zu haben - ohne sich langfristig darum kümmern zu müssen."

Wer leiht, muss nicht kaufen - und verschwendet somit keine Ressourcen. So sind die Sharing-Modelle oft nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern auch fürs Gewissen. Aber sind die Angebote wirklich so nachhaltig, wie sie klingen?

Maike Gossen vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung hat mit Kollegen genau das untersucht und herausgefunden: So wie die Sharing-Angebote heute genutzt werden, kann man allenfalls von einem geringen Nutzen für die Umwelt sprechen. "Das Versprechen, Sharing leiste einen Beitrag zur Entlastung der Umwelt, kann man zwar bejahen - aber die Effekte sind geringer als immer suggeriert wird", sagt Gossen.

Die ernüchternde Ökobilanz hängt nach Ansicht der Forscher vor allem davon ab, wie die Angebote genutzt werden. "Man spart oder erhält sogar Geld - und das gibt man dann an anderer Stelle wieder aus", erklärt Gossen. In einigen Fällen entstehe durch ein Sharing-Angebot sogar zusätzlicher Konsum. Beispiel: die Unterkunftsplattform Airbnb, durch die möglicherweise erst der Anreiz für manche Reise geschaffen werde - die wiederum eine zusätzliche Belastung der Umwelt darstelle. Eine relativ positive ökologische Bilanz haben laut Gossen aber private Mitfahrgelegenheiten, durch die Extra-Fahrten gespart werden.

"Es ergibt Sinn, wenn die angebotenen Produkte langlebig sind - und man möglichst mit bereits Bestehendem arbeitet", sagt Kleiderei-Betreiberin Schröder. Die Kleidung in ihrem Geschäft stammt aus Kleiderspenden oder von fair produzierenden Modelabels.

Für Unternehmen bietet der Zeitgeist des Teilens neue Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. "Es ist sicherlich so, dass Unternehmen das als weitere Marktlücke definieren, um weitere Zielgruppen zu erreichen", sagt Verena Bax, die bei der Umweltorganisation Nabu für Umweltpolitik zuständig ist. Sie bewertet Sharing-Modelle grundsätzlich als positiven Beitrag zur Umweltentlastung, fügt allerdings hinzu: "Das ist sicherlich nicht etwas für Jedermann und Jederfrau."

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearny: Demnach ist Carsharing nur für fünf Prozent der Deutschen eine potenzielle Alternative zum eigenen Auto. Nach den Berechnungen der Autoren könnten die per Handy buchbaren Mietwagen höchstens zwei Millionen private Autos in Deutschland ersetzen - und das auch nur, wenn alle potenziellen Kunden von ihren eigenen Autos auf Sharing-Dienste umstiegen. Doch im Autoland Deutschland werde Carsharing vor allem als zusätzliche Option zum eigenen Auto wahrgenommen.

Die Erkenntnisse von Maike Gossen und ihren Kollegen bestätigen: Nur rund 10 Prozent der von den Forschern Befragten zählen zu den aktiven Nutzern, die das Sharing als Teil ihres Lebensstils sehen und viel nutzen. Jeweils knapp 20 Prozent sind pragmatische Nutzer oder solche, die der Idee gegenüber zumindest grundsätzlich positiv eingestellt. Allerdings lehnt auch fast jeder Fünfte das Konzept ab oder kann sich nicht vorstellen, es zu nutzen.

Trotzdem bewegt die Sharing Economy den einen oder anderen dazu, stärker über sein Konsumverhalten nachzudenken. Victoria Blechman ist seit mehr als drei Jahren Mitglied in der Kölner Kleiderei - zwar nicht als "Heavy Userin", sondern eher, um sich je nach Saison eine Winterjacke oder ein Paar Sandalen zu leihen. "Man bekommt ein anderes Gefühl für die Wertigkeit von Dingen", meint die 30-Jährige.

Ingo Kramer im RNZ-Interview: "Müssen die Flexibilität erhalten"

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Andreas Herholz, RNZ Berlin

Berlin. Trotz einer konjunkturellen Abkühlung kann Deutschland die Situation im Griff behalten, meint Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Herr Kramer, schlechte Konjunkturnachrichten und alarmierende Zahlen aus der deutschen Industrie. Die Produktion ist so stark gesunken wie seit einer Dekade nicht mehr. Droht Deutschland eine Rezession?

Wir dürfen die Zeichen für eine konjunkturelle Abkühlung nicht ignorieren. Zwar werden in der Industrie noch viele alte Aufträge abgearbeitet, aber es fehlt an einem neuen Auftragsschub. Durch konsequentes Gegensteuern lässt sich diese Situation im Griff behalten: Bereits geplante öffentliche Investitionen beschleunigt umsetzen, ohne dass langwierige Genehmigungsverfahren die Prozesse unendlich in die Länge ziehen. Flexibilität für die Wirtschaft erhalten statt neue bürokratische Regeln festzulegen. Ich fordere daher ein Belastungsmoratorium für die deutsche Wirtschaft!

Der drohende Brexit und Handelskonflikte wie zwischen den USA und China sorgen für Unsicherheit. Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie für die deutsche Wirtschaft?

Eine weitere Eskalation des Handelskonflikts wie auch die Unsicherheiten, ob Großbritannien es auf einen No-Deal-Brexit ankommen lässt, schaden der Konjunktur - nicht nur bei uns, sondern auch in den anderen Ländern. Die größten nachhaltigen Belastungen wird in Sachen Brexit aber die Volkswirtschaft Großbritanniens zu tragen haben.

Was kann die Bundesregierung tun, um die Folgen der schwächelnden Konjunktur abzumildern?

Es gehört zu kluger Vorsorge, sich für eine hoffentlich nicht eintretende Krisensituation zu wappnen. Das Instrument der erweiterten Kurzarbeit hat in der internationalen Finanzkrise vor zehn Jahren viele hunderttausende Arbeitsplätze gesichert und unsere Wirtschaft stabilisiert. Die Koalition muss jetzt die entsprechenden Beschlüsse fassen, damit im Krisenfall kein langwieriges Gesetzgebungsverfahren notwendig wird.

Sie beklagen, dass sich die Bundesregierung zu wenig um Zukunftsfragen kümmere. Was erwarten Sie konkret?

Nehmen wir die Digitalisierung, die Wirtschaft und Arbeitswelt in rasantem Tempo verändert. Wir diskutieren hier immer nur im Klein-klein: Technologischen Neuerungen stehen Datenschutzbedenken entgegen, in Zeiten von globalisierten Produktions- und Arbeitsabläufen klammern wir uns streng an unsere uralte Arbeitszeitordnung. Wettbewerber aus anderen Ländern lächeln da nur müde, während sie an unseren Unternehmen vorbeiziehen. Oder die Finanzierung unseres Sozialstaates: Hier wird ständig maßlos draufgesattelt und wie das unsere Kinder und Enkelkinder bezahlen sollen, weiß keiner. Wir müssen die Sozialabgaben auch langfristig auf 40 Prozent begrenzen.

Kürzlich haben die Metall-Arbeitgeber mit einem Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag gedroht. Wie lässt sich die Tarifbindung noch bewahren?

Tarifverträge haben viele Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, aber nur wenn sie die Erfordernisse der wirtschaftlichen Entwicklung realistisch widerspiegeln. Zurzeit fehlt es insbesondere für viele mittelständische Firmen an Einfachheit und Flexibilität in vielen Tarifvertragsstrukturen. Tarifvertragsparteien müssen mehr Öffnungsklauseln für Betriebe ermöglichen, sonst werden gerade Mittelständler immer weniger mit dem starren Tarifsystem zurechtkommen.

Mannheim: Bilfinger profitiert von hoher Nachfrage aus der Industrie

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Der Industriedienstleister Bilfinger hat im zweiten Quartal erneut von einer besseren Nachfrage aus den Branchen Öl, Gas und Chemie profitiert. Der Umsatz legte im Jahresvergleich um 8 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro zu, wie die im SDax notierte Gesellschaft am Mittwoch in Mannheim mitteilte. Aus eigener Kraft legten die Erlöse sogar um elf Prozent zu. Der Auftragseingang verharrte jedoch mit rund 1,1 Milliarden Euro nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Trotz abkühlender Wirtschaft bestätigte Bilfinger aber seine Jahresziele.

Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebita) konnte das Unternehmen trotz der schwächeren Entwicklung im Geschäftsbereich Technologies, in dem unter anderem kleinere Anlagen entwickelt werden, um fast die Hälfte auf 17 Millionen Euro steigern. Unter dem Strich wies Bilfinger wegen eines schlechteren Finanzergebnisses einen Verlust von 6 Millionen Euro aus, nach einem Gewinn von 11 Millionen Euro im Vorjahr.

Mannheim: Bilfinger hält trotz Konjunkturabschwungs an Jahreszielen fest

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Mannheim. (dpa) Der Industriedienstleister Bilfinger hat im zweiten Quartal erneut von einer besseren Nachfrage aus den Branchen Öl, Gas und Chemie profitiert. Allerdings rutschte das Unternehmen aufgrund eines schlechteren Finanzergebnisses nach Steuern wieder in die Verlustzone, wie aus der Quartalsmitteilung am Mittwoch hervorging. Trotz der sich abkühlenden Wirtschaft will Bilfinger im laufenden Jahr aber den Umsatz aus eigener Kraft weiterhin im mittleren einstelligen Prozentbereich erhöhen.

Der Umsatz legte im zweiten Quartal im Jahresvergleich um acht Prozent auf 1,15 Milliarden Euro zu, wie das im SDax notierte Unternehmen weiter mitteilte. Aus eigener Kraft wuchsen die Erlöse sogar um elf Prozent. Der Auftragseingang verharrte jedoch mit rund 1,1 Milliarden Euro nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Unter dem Strich wies Bilfinger wegen eines schlechteren Finanzergebnisses aber einen Verlust von 6 Millionen Euro aus, nach einem Gewinn von 11 Millionen Euro im Vorjahr.

«Wir sind im achten Quartal in Folge beim Umsatz organisch gewachsen», sagte Unternehmenschef Tom Blades am Mittwoch laut Pressemitteilung. Zudem habe Bilfinger erstmals seine Vertriebs- und Verwaltungskostenquote auf unter acht Prozent gesenkt. Damit nähere sich das Unternehmen dem Ziel von 7,5 Prozent bis 2020. Allerdings müsse der Konzern bei der Projektausführung besser werden und sich auf Wachstumsbereiche in Märkten und Dienstleistungen mit höheren Margen konzentrieren.

Am Aktienmarkt kamen allerdings Zweifel auf, ob Bilfinger das Gewinnziel erfüllen kann. Die Aktie gab im Mittagshandel um 4,7 Prozent nach und setzte ihren Abwärtstrend der vergangenen Wochen fort. Bilfinger müsse das operative Ergebnis im zweiten Halbjahr auf mehr als 87 Millionen Euro steigern, schrieb Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe. Dies sei bei dem momentanen konjunkturellen Umfeld eine große Herausforderung.

Ludwigshafen: BASF erfüllt Nylon-Auflagen

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Ludwigshafen. (RNZ) BASF hat EU-Auflagen für eine milliardenschwere Übernahme in der Nylon-Branche erfüllt. Der Chemiekonzern einigte sich mit der belgischen Solvay-Gruppe auf den Verkauf von Solvay-Produktionsanlagen in Europa an Domo Chemicals. Vorbehaltlich der Genehmigung der Wettbewerbsbehörden soll die Transaktion bis Ende 2019 abgeschlossen werden, teilte BASF am Mittwoch in Ludwigshafen mit.

Der Verkauf war eine Auflage der EU-Kommission, damit BASF das weltweite Nylongeschäfts der belgischen Solvay-Gruppe übernehmen kann. Bei Abschluss werden etwa 700 Solvay-Mitarbeiter zu BASF wechseln, hieß es weiter. BASF hatte die Übernahme im Wert von 1,6 Milliarden Euro im Mai 2018 bei der EU-Kommission angemeldet. Das Material wird vielfältig verwendet, auch für Kleidung, Sportschuhe oder Teppiche.


Mannheim: Cropenergies erhöht Prognose

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Mannheim. (RNZ) Die Südzucker-Tochter Cropenergies blickt dank gestiegener Preise für Ethanol optimistischer auf das laufende Geschäftsjahr. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, erwartet das Management damit für das Gesamtjahr ein operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 50 und 75 Millionen Euro anstatt 30 bis 70 Millionen Euro.

Das Ebitda dürfte demnach auf 90 bis 120 Millionen ansteigen. Zuvor lagen die Erwartungen zwischen 70 und 115 Millionen Euro. Der Umsatz liegt nach neuesten Schätzungen zwischen 820 und 860 Millionen Euro anstatt zwischen 820 und 900 Millionen Euro.

Heidelberger Druckmaschinen: Der neue Finanzchef kommt von Rolls Royce

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Von Thomas Veigel

Heidelberg. Der Nachfolger von Dirk Kaliebe steht fest: Am Donnerstag gab die Heidelberger Druckmaschinen AG in einer Pressemitteilung die Verpflichtung von Marcus A. Wassenberg (52) bekannt. Er wird sein Amt als Finanzvorstand am 1. September antreten. Dirk Kaliebe wird das Amt selbst übergeben und das Unternehmen auf eigenen Wunsch Ende September verlassen.

"Wir freuen uns sehr, mit Marcus Wassenberg eine Führungspersönlichkeit mit langjähriger Führungskompetenz im Finanzbereich gewonnen zu haben. Mit seiner Erfahrung im Maschinen- und Anlagenbau wird er den künftigen Finanzrahmen von Heidelberg an den Anforderungen der digitalen Transformation ausrichten und die Bilanz weiter stabilisieren. Zudem ist er aufgrund erfolgreich umgesetzter Veränderungsprojekte zur Effizienzsteigerung die geeignete Besetzung als neuer Finanzvorstand von Heidelberg", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende von Heidelberg, Siegfried Jaschinski, laut Mitteilung.

Eine seiner wichtigsten Aufgaben als Finanzvorstand der Heidelberger Druckmaschinen wird es zunächst sein, die Kosten zu reduzieren und den Cash-Flow, also das im Unternehmen verfügbare Geld, zu erhöhen. Außerdem muss der Finanzrahmen für die Zukunft stabilisiert werden. Wassenberg wird sich eine Strategie überlegen müssen, wie er den Kapitalmarkt wieder beruhigen kann.

Die Aktie fiel am Donnerstag im Tagesverlauf auf das Rekordtief von 84 Cent. Das gesamte Unternehmen ist gerade noch 260 Millionen Euro wert. Dennoch hat bisher kein Investor Interesse signalisiert, das Unternehmen zu diesem Spottpreis zu übernehmen. Alleine die Sachanlagen des Unternehmens, das sind vor allem Grundstücke und Maschinen, sind laut Bilanz 2018/19 rund 560 Millionen Euro wert. 270 Millionen Euro ist der Wert der immateriellen Vermögenswerte, also Patente, rechte, Lizenzen und der Firmenwert. 680 Millionen Euro ist der Wert der Vorräte laut Bilanz, 360 Millionen Euro betragen die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Dazu kommen noch 76 Millionen Euro latente Steueransprüche.

Wassenberg war zuletzt Finanzvorstand bei der Rolls-Royce Power Systems AG in Friedrichshafen. Davor war er Finanzvorstand beim Anlagenbauer Senvion SE.

Er wurde 1966 in Grevenbroich in Nordrhein-Westfalen geboren und schloss 1993 sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität in Bochum ab. Er begann seine berufliche Karriere in der Wirtschaftsprüfung, es folgten Stationen als Finanzchef einer marktführenden PR-Agentur und einer deutschen Tochtergesellschaft eines amerikanischen Unternehmens. Im Jahr 2006 übernahm er die Geschäftsführung der mittelständischen Luftfahrtgruppe Cirrus Group Holding, die bis Dezember 2011 Linienflüge am Flughafen Mannheim durch. Cirrus ging im Jahr 2012 in die Insolvenz.

Da war Marcus Wassenberg längst nicht mehr dabei, im April 2009 wurde er Mitarbeiter beim Windanlagenbauer Repower Systems. 2012 stieg er zum Finanzvorstand auf. Er verließ das später in Senvion SE umbenannte Unternehmen Ende 2014. Senvion beantragte im April 2019 Insolvenz, das Verfahren läuft noch.

Seit 1. Januar 2015 war Wassenberg Finanzchef und Arbeitsdirektor der Rolls Royce Power Systems in Friedrichshafen. Im Frühjahr 2019 hat er den Aufsichtsrat gebeten, ihn aus privaten Gründen mit Wirkung zum 15. April 2019 von seinem Vorstandsamt zu entbinden. Sein Vertrag war erst im März 2019 bis 2022 verlängert worden. Aufsichtsratsvorsitzender Axel Arendt sagte damals laut Pressemitteilung: "Wir bedauern diesen Schritt sehr. Wir danken Marcus A. Wassenberg ausdrücklich für seinen Beitrag bei der wirtschaftlichen und strategischen Weiterentwicklung von Rolls-Royce Power Systems. Die erfolgreiche Transformation des Unternehmens, die sich nicht zuletzt im abgelaufenen Rekordjahr 2018 widerspiegelt, ist eng mit seinem Wirken in den vergangenen fünf Jahren verbunden."

Wassenberg leitete das Ressort Konzerndienstleistungen, unter anderem mit den Bereichen Controlling, Finanzen, IT-Anwendungen und Recht. Er hatte auch die Funktion als Arbeitsdirektor und Geschäftsführer der Rolls-Royce Power Systems-Tochter MTU inne.

Deutsche Bahn: 1. Klasse im Nahverkehr abschaffen?

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Von Burkhard Fraune

Berlin. Schneller ist sie nicht, aber angenehmer: Mit der 1. Klasse im Regio kommen Pendler meist entspannter ins Büro. Mehr Platz, mehr Ruhe - zum Arbeiten oder für ein Nickerchen. Nun heißt es: Hinweg die Glastüren mit der "1"! "Die sollten einfach für alle geöffnet werden", fordert Linke-Chef Bernd Riexinger. Sein Ziel: die Abschaffung der 1. Klasse im Nahverkehr. "Dann hätten wir auf einen Schlag mehr Kapazität für alle - und zwar praktisch gratis."

Doch so einfach ist es nicht. Widerspruch folgte prompt. "Sozialistische Gleichmacherei", sieht der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann. "Grober Unfug", kommentierte der Fahrgastverband Pro Bahn und der Verband deutscher Verkehrsunternehmen schloss sich an. Die Bahn selbst machte deutlich, dass es nicht viel bringen würde, die privilegierten Plätze auszubauen.

Was genau stört Riexinger? "Wir leisten es uns, in überfüllten Regionalexpressen fast leere Waggons mit Wagen der 1. Klasse mitzuschleppen", erklärte der Linke-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Bus und Bahn müssten aber für alle gut werden, nicht "überfüllt für die einen und fast leer für die anderen". Die 1. Klasse gehöre abgeschafft, im Bus gebe es sie ja auch nicht.

Allerdings gibt es gar nicht mehr so viele 1.-Klasse-Plätze wie früher. S-Bahn-Kunden finden sie noch in Frankfurt, Stuttgart, Hannover, Leipzig, Rostock und in den Netzen Rhein-Neckar und Rhein-Ruhr. In Regionalzügen sind ganze Wagen für die besseren Plätze - wie von Riexinger beschrieben - äußerst selten. Es sind meist kleinere Bereiche oder einzelne Etagen in Doppelstockwagen.

Die Deutsche Bahn fährt zwei Drittel aller Regionalzüge in Deutschland. 6,5 Prozent ihrer rund eine Million Sitzplätze sind nach Konzernangaben noch der 1. Klasse vorbehalten. "Der Anteil der 1.-Klasse-Kapazitäten ist über die Jahre zurückgegangen, allerdings wird dieses Angebot weiterhin in vielen Regionen nachgefragt", sagte ein Sprecher.

Manchmal sind die Sitze nicht breiter als in der 2. Klasse. Die Bahn geht davon aus, dass ein Ende der 1. Klasse nur "sehr geringfügig", mehr Plätze bringen würde. "Wenn ich mehr Platz schaffen will, brauche ich längere Züge", sagte der Ehrenvorsitzende des Verbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. Die 1. Klasse aber müsse bleiben. Gerade auf längeren Strecken und im Berufsverkehr schätzten Fahrgäste die Aussicht auf freie Sitzplätze und ruhiges Arbeiten.

Fahre in einem Zug mal ein Wagen mit weniger 1.-Klasse-Plätzen als vorgesehen, gingen sofort Kundenbeschwerden ein, sagte ein Sprecher des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg. Der Verbund bestellt im Auftrag der Länder, Landkreise und Städte Verkehrsleistungen für die Region.

Anders ist es im Fernverkehr mit ICE und Intercity, den die Bahn auf eigene Rechnung betreibt. Dort ist die 1. Klasse fester Bestandteil der Züge. Mit Gratis-Zeitungen, Bedienung am Platz, unbegrenztem WLAN im ICE und Zugang zu exklusiven Wartebereichen (Lounge) am Bahnhof. Das soll helfen, Geschäftsreisende aus dem Flieger in den Zug zu locken - so wie es auch das Ziel ist, autofahrenden Pendlern mit guten Regionalzügen das Bahnfahren schmackhaft zu machen.

Riexinger selbst erhält als Bundestagsabgeordneter eine Bahncard 100 für die 1. Klasse. Seither reist er auch 1. Klasse, wie er auf Nachfrage erklärte. "Gerade, wenn die zweite Klasse überfüllt ist, ergibt es ja wenig Sinn, wenn ich dann noch einen weiteren Platz belege."

Sicherer und komplizierter: Droht bald ein Chaos beim Online-Einkauf?

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Von Friederike Marx

Frankfurt. Mit wenigen Klicks im Internet shoppen und bequem mit der Kreditkarte zahlen - ab Mitte September wird das komplizierter. Neben den Daten auf der Kreditkarte sollen Käufer sich mit einem weiteren Sicherheitsmerkmal wie einem Zusatzpasswort oder einem Fingerabdruck per Smartphone identifizieren. Mancher Einkauf könnte dadurch scheitern, weil die Zahlung nicht abgewickelt werden kann - so jedenfalls die Befürchtung des Handels. Denn bei der Umsetzung der neuen Vorgaben knirscht es gewaltig.

Die Europäische Union will für mehr Sicherheit beim Onlinebanking und Bezahlen im Netz sorgen. Die Regeln der EU-Zahlungsrichtlinie (PSD 2), die ab 14. September gelten, sollen Betrügern das Leben schwerer machen. Verbraucher müssen sich beim Bezahlen und bei Bankgeschäften im Internet daher zusätzlich identifizieren - Zwei-Faktor-Authentifizierung. Bankkunden müssen dann grundsätzlich jede Onlineüberweisung oder jede Kartenzahlung mit einer solchen starken Kundenauthentifizierung freigeben.

Bei der Kreditkarte beispielsweise genügten bisher Kartennummer, Ablaufdatum und der dreistellige Prüfcode beim Bezahlen im Netz. Jetzt muss noch ein zweiter Faktor hinzukommen, zum Beispiel eine TAN (Transaktionsnummer), ein Passwort, ein per Smartphone übermittelter Fingerabdruck oder Gesichtserkennung. Die bei einige Banken noch verwendeten TAN-Listen auf Papier sind nicht mehr erlaubt.

Viele Händler könnten ihre Internetshops nicht rechtzeitig umstellen, auch gegenüber den Kunden bestehe noch Aufklärungsbedarf, sagt Ulrich Binnebößel vom Handelsverband Deutschland (HDE).

"Die Zwei-Faktor-Authentifizierung ist deutlich komplizierter, die wenigsten Verbraucher kennen sie. Der Handel muss sie den Kunden erklären, weil die Banken diese Aufgabe teilweise nur unbefriedigend erfüllen", kritisiert Binnebößel. Der HDE fordert eine einheitliche Übergangszeit von 18 Monaten in der Europäischen Union. Eine Verschiebung gilt aktuell jedoch als wenig wahrscheinlich. Bleiben also nicht mehr allzu viele Wochen bis zum Start am 14. September.

Zwar wissen Handel, Zahlungsdienstleister und Kreditinstitute seit Verabschiedung der EU-Richtlinie im Jahr 2015 von den neuen Anforderungen. Doch die technischen Details habe die Europäische Bankenaufsicht (EBA) erst im März 2018 veröffentlicht.

Der Teufel steckt wie immer im Detail. Banken und Sparkassen, die Kreditkarten ausgeben, legen das zusätzliche Sicherheitselement fest. Sie entscheiden, ob ihre Kunden beim Bezahlen mit der Karte im Netz zum Beispiel zusätzlich ein Passwort, einen Fingerabdruck oder einen Code verwenden müssen, den sie per SMS bekommen. Bei kleineren Einkäufen unter 30 Euro können die Geldhäuser darauf verzichten. Zudem können sie Kunden erlauben, einzelne Internetshops als sicher einzustufen. Dann entfällt das zweite Sicherheitsmerkmal ebenfalls. "Das System der Online-Händler muss all dies berücksichtigen können. Das ist für Händler nicht einfach", sagt Binnebößel.

Der HDE befürchtet, dass vor allem kleine Onlinehändler unter Druck geraten und Kunden genervt abwandern, wenn ab 14. September das Bezahlen per Kreditkarte im Netz nicht reibungslos funktioniert. "Dadurch könnten große Online-Plattformen ihre Position weiter ausbauen", warnt Binnebößel. Die Deutsche Kreditwirtschaft sieht dagegen vor allem den Handel am Zug. Banken und Sparkassen hätten ihre Vorbereitungen zur Umsetzung der Vorgaben frühzeitig angestoßen und nahezu abgeschlossen. "Wichtig ist allerdings, dass auch die Händler mit Onlinegeschäft ihrerseits ihre Vorbereitungen fristgerecht treffen", erklärt die Interessenvertretung der Spitzenverbände von Banken und Sparkassen. Der Online-Händler entscheide darüber, ob das System unterstützt werde. "Das ist momentan noch nicht in ausreichendem Maße der Fall."

Nicht auszuschließen also, dass mancher Onlineshopper am 14. September verzweifelt. Es bleibt allerdings immer noch die Möglichkeit den Einkauf im Netz per Rechnung oder Lastschrift zu bezahlen.

Herzogenaurach: Adidas vor 70 Jahren gegründet - das kleine i machte den Unterschied

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Von Herbert Mackert und Michael Donhauser

Herzogenaurach. Das größte Geburtstagsgeschenk hat sich Adidas selbst gemacht. Pünktlich zu seinem 70-jährigen Bestehen präsentiert sich der Sportartikelhersteller in seiner auf 67 schrägen Stelzen stehenden neuen Konzernzentrale, der "Arena". Das einem Fußballstadion gleichende Bauwerk ist das größte und letzte auf dem Unternehmenscampus in Herzogenaurach, das Adidas die "World of Sports" nennt.

1949 teilten die zerstrittenen Brüder Adolf und Rudolf Dassler ihre 1924 gegründete "Gebrüder Dassler Sportschuhfabrik". Adolf, mit Spitznamen "Adi", gab seinem Unternehmen zuerst den Namen "Adolf Dassler - Spezialsportschuhfabrik addas". Als er die Firma am 18. August 1949 ins Handelsregister eintragen ließ, fügte er im Formular handschriftlich ein i ein. Denn seine Initialen addas hatten zu große Ähnlichkeit mit einer bereits bestehenden Firma für Kinderschuhe. 47 Mitarbeiter aus der Vorgängerfabrik blieben damals bei Adi, 13 entschieden sich für Rudolf, der Puma gründete. Seither gibt es in der kleinen mittelfränkischen Stadt zwei Sportartikelriesen, die es zu Weltruhm gebracht haben.

Bereits ein Jahr zuvor hatte Adi einen Fußballschuh entwickelt, der seitlich drei parallel angebrachte Riemen zeigte. Was eigentlich zur Stabilisierung von Schuh und Fuß beitragen sollte, brachte zusätzlich einen einprägsamen Wiedererkennungseffekt und machte die drei Streifen zum genialen Markensymbol.

Von der Waschküche der Mutter, in der Adi Dassler, der erst Bäcker und dann Schuster lernte, seine ersten Schuhe nähte, bis zum größten Sportartikelproduzenten hat die Marke mit den drei Streifen zahlreiche Innovationen hervorgebracht: von den "Rennschuhen" mit Spikes über die auswechselbaren Schraubstollen, mit denen die Fußballweltmeisterelf von 1954 den Titel gewann, und den nach dem Satelliten Telstar benannten legendären Fußball-WM-Ball von 1970 bis zu Schuhen mit Obermaterial aus recycelten Plastikflaschen.

Aber 70 Jahre Unternehmensgeschichte sind nicht nur geprägt von Erfolgen und neuen Produktgenerationen - Schuhen, Kleidung, Taschen, Bällen - die im Adidas-Archiv bei konstant 18 Grad Celsius und 55 Prozent Luftfeuchtigkeit für die Nachwelt konserviert werden. Vor allem in den 80er Jahren durchlebte Adidas schwierige Zeiten.

Als der 1900 geborene Firmenpatriarch Adi Dassler 1978 starb, übernahm seine Frau Käthe die Geschäfte. Sie erlag an Silvester 1984 einem Herzleiden. Drei Jahre später starb überraschend auch Sohn Horst Dassler mit erst 51 Jahren, der Nachfolger seiner Mutter. Die vier Töchter von Adi und Käthe übergaben die operative Leitung des Unternehmens an ein Management.

Unter der neuen Führung geriet Adidas in eine existenzielle Krise. Der Markt für Sportschuhe war gesättigt und die Konkurrenz stärker geworden. Neben Dauerrivale Puma drängten nun auch die US-Konkurrenten Nike und Reebok nach Europa. 1989 schrieb Adidas einen Verlust im hohen zweistelligen Millionenbereich.

Um das Unternehmen zu retten, entschlossen sich die Töchter zum Verkauf. Der französische Unternehmer Bernard Tapie wurde mit 80 Prozent Anteil Haupteigentümer. Aber auch er vermochte die Wende nicht herbeizuführen. Erst Robert Louis-Dreyfus, der 1993 zum Eigentümer sowie Vorstandsvorsitzenden wurde und das Unternehmen 1995 an die Börse führte, brachte Adidas in die Erfolgsspur zurück.

Wie wenige andere Hersteller hat es Adidas geschafft, Produkte hervorzubringen, die den Zeitgeist ganzer Generationen mitprägten - nicht nur von Sportlern. Die Queen-Musiker um Freddie Mercury trugen beim legendären Band-Aid-Konzert in London Wrestling-Schuhe mit den drei Streifen. Madonna trat in Adidas-Stiefeln auf. Schuhe wie der "Handball Spezial" oder der auf der Retro-Welle wiedergeborene "Stan Smith" sprengten die Grenzen der ihnen eigentlich zugedachten Sportarten.

Aber der aktuelle Firmenchef Kasper Rorsted weiß, dass Nostalgie nur ein nettes Zubrot ist.

Mit dem neuen Hauptquartier in Herzogenaurach für satte 350 Millionen Euro will er zeigen, wie zukunftsorientiert Adidas ist. Adi Dasslers Devise, den Athleten das möglichst beste Werkzeug an die Hand geben, versucht er weiterzuentwickeln. Dassler hat auf einem überfrorenen Tennisplatz mit Schuhsohlen experimentiert - heute sind es Roboter, die den möglichst besten Grip und die günstigste Flugbahn eines Fußballs garantieren sollen.

Rorsted will Adidas als Global Player mit festen Wurzeln in der Heimat präsentieren. "Wir sind ein deutsches Unternehmen. Es ist extrem wichtig, dass wir die Wurzeln behalten, um ein deutsches Unternehmen zu sein", sagt der Däne an der Spitze eines Konzerns, dessen Alltagssprache inzwischen Englisch ist und auf dessen Campus sich die 5600 Mitarbeiter aus 140 Nationen zusammensetzen.

Nur noch knapp fünf Prozent seines Umsatzes von rund 22 Milliarden Euro erzielt der Weltkonzern in Deutschland. Insgesamt haben rund 90 Prozent der weltweit 57.000 Adidas-Mitarbeiter keinen deutschen Pass. Verschiedenartige Teams bereichern das Arbeitsumfeld und erhöhen die Produktivität, ist man bei Adidas überzeugt.

Die Kunden sollen nicht nur mit immer ausgefeilteren Produkten ihre sportlichen Ziele erreichen, die Produkte sollen auch immer nachhaltiger hergestellt werden. Ein zu 100 Prozent recycelter Schuh soll 2021 auf den Markt kommen. Die Vision: Ausgediente Schuhe gehen künftig an Adidas zurück, werden eingeschmolzen und aus der Masse wird das Garn für den neuen Sneaker gesponnen. So soll im Idealfall ein ewiger Kreislauf der Schuhe entstehen. Adi Dassler, der Hunderte von Patenten und Gebrauchsmustern anmeldete, hätte an dieser technischen Errungenschaft bestimmt seine Freude.

Discounter heizen Preiskampf an: Aldi und Lidl streiten sich darum, wer billiger ist

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Von Erich Riemann

Düsseldorf/Neckarsulm. Wer ist billiger: Aldi oder Lidl? Darüber ist in den vergangenen Monaten wieder einmal ein erbitterter Konflikt zwischen den Erzrivalen ausgebrochen. Gekämpft wird nicht nur mit Sonderangeboten, sondern auch mit starken Sprüchen. Dabei bekommen auch die anderen großen Lebensmittelhändler hin und wieder ihr Fett weg.

Aggressiv zeigte sich zuletzt vor allem Lidl. Der Discounter aus Neckarsulm ließ in etlichen Großstädten Plakate kleben, in denen er die Konkurrenz frontal angriff. "Lidl lohnt sich. ALDI anderen sind teurer", "Teurer wäre EDEKAdent" oder "So günstig, da dreht sich der PENNY zwei Mal um", konnten die Verbraucher lesen.

Doch natürlich ließen die Wettbewerber den Seitenhieb nicht auf sich sitzen. Aldi feierte sich im Gegenzug nur wenige Tage später in einer Digitalkampagne als der "Erfinder von günstig". Und der zum Edeka-Reich gehörende Discounter Netto machte sich in einer Zeitungsanzeige über die angeblich zu kleine Auswahl bei Lidl lustig - mit dem Motto "Du willst a Lidl bit more Auswahl? Dann geh doch zu Netto!".

Die launigen Sprüche können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für alle Beteiligten um viel geht. Den Auslöser für den aktuellen Streit sieht der Handelsexperte Matthias Queck von Retailytics, der Analystengruppe der "Lebensmittel Zeitung", in der Entscheidung von Aldi, immer mehr Markenartikel ins Angebot aufzunehmen.

Das habe Folgen: "Aldi würde offensichtlich gern auch die Preissetzungshoheit bei den Markenartikeln erobern, das Niveau, an dem sich alle anderen preislich orientieren müssen", meint der Branchenkenner. Bislang habe Aldi diese Rolle nur bei den Eigenmarken innegehabt, bei den Markenartikeln hätten jedoch Lidl und andere den Ton angegeben. "Seitdem Aldi immer mehr Markenartikel anbietet, ist hier viel in Bewegung geraten." Denn Aldi steht unter Druck. Lange Zeit war das Unternehmen die unangefochtene Nummer eins in der Discounter-Branche. Doch seit Jahren verkleinert Lidl die Lücke zum Erzrivalen und ist ihm inzwischen dicht auf den Fersen.

Lidl denkt denn auch gar nicht daran, Aldi auch bei Markenartikeln die Führungsrolle zu überlassen. Im Gegenteil: "Unser Ziel ist es, unsere Preisführerschaft und unsere Stellung im Lebensmitteleinzelhandel als erster Discounter mit Markenprodukten zu unterstreichen", betont das Unternehmen.

Das hat die ohnehin vorhandene Rivalität weiter angeheizt. Bot Aldi etwa die 1,25-Liter-Flasche Coca-Cola aus seinem Dauersortiment im Sonderangebot für 79 statt 99 Cent an, so verkaufte sie Lidl für 77 Cent und Aldi musste nachziehen. Gab Aldi Süd ab einem Gesamteinkaufswert von 40 Euro den Kunden 20 Prozent Rabatt auf alle Backwaren, so gab Lidl 25 Prozent Rabatt darauf und verlangte als Voraussetzung lediglich den Kauf von mindestens fünf Brötchen, Croissants oder anderen Backwaren.

Für ihre Kampagnen griffen die Billiganbieter tief in die Tasche. Lidl gab nach dem Werbemonitor der "Lebensmittel Zeitung" und des Marktforschers Nielsen im ersten Halbjahr fast 185 Millionen Euro für Werbung aus, immerhin 13 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Aldi steigerte seine Werbeausgaben demnach sogar um mehr als 50 Prozent auf knapp 92 Millionen Euro.

Doch wie sehr profitiert der Verbraucher wirklich von der Rivalität der Discounter? Die Einschätzung Quecks ist da eher ernüchternd. "Vom größten Preiskampf aller Zeiten zu reden, wäre sicher übertrieben. Die Rabattschlacht konzentriert sich auf einige Markenprodukte", meint der Branchenkenner. Den größten Teil des Discounter-Sortiments bildeten aber nach wie vor die Eigenmarken, und dort sei kein grundsätzlicher Trend nach unten erkennbar, eher im Gegenteil. "Insofern ist fraglich, ob unterm Strich die Verbraucher wirklich profitieren. Sie sparen ein bisschen bei der Aktionsware, doch möglicherweise zahlen sie beim Gesamteinkauf drauf", meint Queck

Bundesagrarministerium: Rund 228 Millionen Euro Dürrehilfe an Bauern ausgezahlt

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Berlin/Stuttgart. (dpa) Nach der langen Dürre in vielen Regionen Deutschlands im vergangenen Jahr haben betroffene Bauern rund 228 Millionen Euro staatliche Nothilfen bekommen. Das teilte das Bundesagrarministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Nach Angaben des Landesagrarministeriums wurden in Baden-Württemberg 236 Anträge auf Dürrehilfe bewilligt und ausbezahlt. Die Höhe der Schäden liegt bei rund 9,2 Millionen Euro. Generelle Schwelle für die staatliche Unterstützung war, dass ein Hof in der Existenz gefährdet war und mehr als 30 Prozent der durchschnittlichen Jahreserzeugung zerstört wurden. Keinen Bedarf für Hilfen hatten nur Rheinland-Pfalz und das Saarland angemeldet.

"Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg ist mit Blick auf den Hitzesommer 2018 teilweise mit dem sprichwörtlichen 'blauen Auge' davongekommen", sagte eine Sprecherin des Agrarministeriums in Stuttgart. Die Dürre habe in der Landwirtschaft in Baden-Württemberg vor allem Futterbaubetriebe stark getroffen. Landwirte, die durch die Trockenheit erhebliche Einbußen bei der Grundfutterernte hatten, mussten zur Versorgung ihrer Tiere Futter zukaufen.

Durch den Klimawandel würden Wetterkapriolen keine Ausnahme mehr bleiben. "Deshalb brauchen wir für die Landwirtschaft eine langfristige Lösung, mit der sich die Landwirte selbst absichern können", hieß es im Landesministerium.

Die größte Einzelsumme aus dem Bund-Länder-Programm entfiel mit Stand 31. Juli auf Brandenburg mit 69,7 Millionen Euro. Betriebe in Sachsen-Anhalt erhielten insgesamt 42,5 Millionen Euro, in Mecklenburg-Vorpommern 36,5 Millionen Euro. Auszahlungen sind noch bis 31. August möglich.

Bund und Länder hatten angesichts der extremen Trockenheit vor einem Jahr Hilfen von jeweils bis zu 170 Millionen Euro zugesagt. Das Programm, an dem sich 14 Länder beteiligen, sei von den Landwirten gut angenommen worden, erklärte das Bundesministerium. Es zeige sich zudem, dass das geplante Volumen ausreichend gewesen sei.

Gerechnet worden war mit bis zu 10.000 betroffenen Höfen. Bewilligt wurden 6949 Anträge, davon stammen allein 3270 aus Niedersachsen. Der Bund schüttete bis Ende Juli 119,7 Millionen Euro aus, von den Ländern kamen 108,5 Millionen Euro.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hatte die Ernteschäden am 22. August 2018 als Ereignis "nationalen Ausmaßes" eingestuft. Stark betroffen waren vor allem der Norden und Osten des Landes.

Das Bundesministerium betonte, finanzielle Hilfen des Staates müssten generell die Ausnahme bleiben und könnten nicht jedes Jahr kommen. Ein Risikomanagement gegen zunehmende Wetterextreme sei eine ureigene unternehmerische Aufgabe. Davor hatte sich der Bund zuletzt 2003 wegen einer Dürre an Finanzhilfen beteiligt. Damals zahlte er mit acht betroffenen Ländern insgesamt 80 Millionen Euro aus.

Künftig können Landwirte auf günstigere Bedingungen hoffen, wenn sie sich gegen Dürreschäden versichern. Die Bundesregierung plant dafür eine Gesetzesänderung - demnach soll noch in diesem Jahr das Risiko Dürre in den Anwendungsbereich des ermäßigten Steuersatzes von 0,3 Promille der Versicherungssumme aufgenommen werden. Derzeit sind es 19 Prozent Steuer auf die Prämie. Hintergrund ist, dass viele Bauern bisher auf eine Dürreversicherung verzichten. Als ein Grund gilt, dass Prämien und der Selbstbehalt relativ hoch sind.


Siegelsbach: Abfallriese Remondis kauft Müllsack-Hersteller Pakufol

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Lünen/Siegelsbach. (dpa) Deutschlands größter Entsorgungskonzern hat einen Mittelständler aus Siegelsbach gekauft. Wie aus einer Mitteilung des Unternehmens aus Lünen (NRW) am Mittwoch hervorgeht, übernahm es die Pakufol Folienprodukte GmbH. Die Firma mit rund 80 Mitarbeitern kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von 16 Millionen Euro. Kunststoffabfälle, die in Remondis-Anlagen zu wiederverwertetem Ökokunststoff (Recyclaten) aufbereitet wurden, sollen künftig in der neuen Tochterfirma zu den Säcken verarbeitet werden - "aus hundertprozentigem Recyclingmaterial", betonte Remondis-Manager Ralf Mandelatz.

Remondis ist Marktführer in der deutschen Entsorgungsbranche, 2018 kam das Unternehmen auf einen Jahresumsatz von 7,9 Milliarden Euro und damit 0,6 Milliarden mehr als 2017. Das Familienunternehmen, das unter anderem Müllabfuhren hat sowie Sortieranlagen und Kraftwerke betreibt, ist seit langem auf Einkaufstour und übernimmt immer wieder kleine Mittelständler. Müllsäcke hat Remondis bisher nicht im Portfolio, das ändert sich nun. Für die Gültigkeit der Fusion fehlt noch die Freigabe durch das Bundeskartellamt.

Walldorf: SAP-Betriebsrat wehrt sich gegen Kündigung

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Von Barbara Klauß

Walldorf. Der Softwarekonzern SAP hat Anfang August einem Betriebsratsmitglied außerordentlich fristlos gekündigt, wie ein Unternehmenssprecher am Donnerstag bestätigte. Der Betroffene wehrt sich allerdings gegen diese Kündigung und hat beim Arbeitsgericht Mannheim eine Klage auf Wiedereinstellung eingereicht. Mitte Oktober ist ein Gütetermin vor Gericht angesetzt.

Die Kündigung von Betriebsratsmitgliedern ist ungewöhnlich. Auch bei SAP war es dazu bislang nicht gekommen. Für Betriebsratsmitglieder gilt in Deutschland ein Sonderkündigungsschutz. Eine außerordentliche Kündigung ist nur dann möglich, wenn der Betroffene seine Arbeitnehmerpflichten schwerwiegend verletzt - wenn also dem Arbeitgeber jede weitere Zusammenarbeit nicht mehr zumutbar ist. Das kann beispielsweise bei Diebstahl am Arbeitsplatz der Fall sein, bei Beleidigung des Chefs, bei sexuellen Übergriffen oder bei politischer Agitation. Darüber hinaus muss der Betriebsrat der Kündigung mehrheitlich zustimmen.

Die Zustimmung erteilte in diesem Fall ein siebenköpfiger "Ausschuss für personelle Einzelmaßnahmen" (PEM), an den der Betriebsrat die Entscheidung delegiert hatte. Kurz darauf stimmte jedoch noch einmal der gesamte Betriebsrat ab - und lehnte die Kündigung ab. Fraglich ist nun unter anderem, ob die Entscheidung überhaupt an den Ausschuss delegiert werden durfte. Und ob die zweite Abstimmung irgendeinen Wert hat.

Zu den Gründen für die Kündigung äußerte sich der SAP-Sprecher lediglich vage. Auf Anfrage erklärte er: "Es handelt sich um eine Individualentscheidung, die nicht in Zusammenhang mit dem Amt des Betriebsrates steht." Der Betriebsratsvorsitzende war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. So gibt es zunächst auch keine Antwort auf die Frage, weshalb der Ausschuss der Kündigung mit knapper Mehrheit zustimmte.

Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass der gekündigte Kollege keinen großen Rückhalt genossen habe. Er habe Stimmung gegen bestimmte Gruppen gemacht und zum Teil populistische und fragwürdige Thesen vertreten. Dennoch, heißt es, werde die außerordentliche Kündigung als harter Tobak empfunden. Ob sie gerechtfertigt ist, muss nun das Mannheimer Arbeitsgericht entscheiden.

Große Einigkeit herrscht im SAP-Betriebsrat offenbar ohnehin nicht. Das 43-köpfige Gremium ist stark zersplittert, derzeit gibt es zehn verschiedene Gruppierungen - die zum Teil sehr verschiedene Interessen vertreten. Es gibt Berichte über Schmutzkampagnen und gegenseitige öffentliche Diffamierungen.

Unter anderem war die Rede von systematischen Diskreditierungskampagnen. Bei der zurückliegenden Wahl der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sah sich die Personalabteilung veranlasst, um die Wahrung des Betriebsfriedens zu bitten.

Betriebliche Mitbestimmung war beim Softwarekonzern von Anfang an stark umstritten. So machte etwa SAP-Mitgründer Dietmar Hopp nie einen Hehl aus seiner Ablehnung gegenüber Betriebsräten. "Unsere Hauptmitbewerber haben keine fremdbestimmten Betriebsräte", schrieb er an die Mitarbeiter, als die Gewerkschaft IG Metall 2006 erstmals Wahlen für eine Arbeitnehmervertretung durchsetzte. Auch viele der Mitarbeiter waren skeptisch. Doch scheint das Gremium inzwischen akzeptierter zu sein. Bei der Betriebsratswahl im Frühjahr 2018 gaben 46 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

SAP mit Sitz in Walldorf ist Europas größter Softwarekonzern und das wertvollste deutsche Unternehmen im Dax. Insgesamt beschäftigt SAP rund 98.700 Mitarbeiter, 23.000 davon in Deutschland und 15.000 davon in der Region Rhein-Neckar.

Mindestens 5 Euro: Bierbrauer wollen Pfand auf leere Bierkisten erhöhen

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Nürnberg. (dpa) Der Bundesverband privater Brauereien fordert eine deutschlandweit einheitliche Pfanderhöhung für leere Bierkisten auf mindestens 5 Euro. Das hat Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbands, erklärt.

Derzeit liegt das Pfand für leere Bierkisten in der Regel bei 1,50 Euro. Wenn es bis Ende des Jahres keine bundesweite Einigung gebe, werde das deutsche Pfandsystem zersplittern, warnte Demleitner. "Das Pfand wurde bestimmt seit 40 Jahren nicht mehr erhöht." Für das Geld lohne es sich für Viele nicht, die Kisten an die Brauereien zurückzugeben, so der Verbandschef.

"Privatleute vergessen die Kisten im Keller oder basteln sich daraus Möbel", sagte auch Georg Rittmayer, Präsident des bayerischen Landesverbands private Brauereien. Hinzu komme, dass Urlauber die Kisten in ihre Heimat mitnähmen. Wenn sie die Kisten dann an den dortigen Großhändler zurückgeben, schreddere dieser die Kisten und verkaufe das Plastikgranulat. Das sei günstiger, als die Kisten zu den Brauereien quer durch Deutschland zu fahren.

Also seien die Brauereien gezwungen, immer wieder neue Kisten zu kaufen - und das geht ins Geld. Kleinere Brauereien, die vor allem im Bundesverband privater Brauereien organisiert sind, trifft es besonders hart. Sie brauchen weniger Kisten und können nicht so günstig einkaufen wie Großbrauereien.

Bayern droht nun mit einem Alleingang: 40 Bierbrauer im Freistaat wollen das Pfand auf leere Bierkisten von März 2020 an sogar auf sechs Euro erhöhen, wenn es bis dahin keine deutschlandweit einheitliche Pfanderhöhung für die Kisten gibt, wie Rittmayer ankündigte. "Wir wollen eine bundesweite Lösung, aber vielleicht geht’s nur mit Druck", sagte Rittmayer gestern.

Auch das Flaschenpfand soll teurer werden, aber erst will der Verband das Kistenpfand durchsetzen. Pfandautomaten müssen angepasst und Kassensysteme neu programmiert werden. "Das ist regional schneller umsetzbar", sagte Demleitner. "Aber bundesweit, branchenweit ist das eine ganz andere Dimension." Gespräche zwischen Brauereiverbänden in ganz Deutschland liefen seit Jahresbeginn. Alle wollen das Pfand erhöhen - am besten einheitlich. "Es kann nicht jede Kiste ein anderes Pfand haben, das wäre viel zu kompliziert", sagte Walter König vom Bayerischen Brauerbund.

Negative Folgen der Mobilität: Das Auto ist das teuerste Verkehrsmittel

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Berlin. (dpa) Sämtliche Verkehrsmittel in Deutschland haben 2017 einer Studie zufolge Kosten von 149 Milliarden Euro für die Allgemeinheit verursacht. «Diese Kosten werden nicht von den Verursachern bezahlt, sondern von uns allen», sagte der Chef des Vereins Allianz pro Schiene, Dirk Flege.

Er hatte das Schweizer Beratungsbüro Infras mit der Untersuchung beauftragt und die Ergebnisse am Montag in Berlin vorgestellt. «Zu den externen Kosten zählen alle negativen Auswirkungen der Mobilität, für die nicht die Verkehrsteilnehmer selbst bezahlen», sagte Flege.

Für einen Großteil davon ist laut Studie der Autoverkehr verantwortlich, der mit rund 141 Milliarden Euro knapp 95 Prozent aller Folgekosten verursache. Das liege zum einen am hohen Anteil von Autos am Gesamtverkehr sowie an den vielen Unfällen. Denn für gesundheitliche Schäden oder Arbeits- und Produktionsausfälle kämen Versicherungen nur zum Teil auf, sagte Studienautor Cuno Bieler.

An zweiter Stelle steht den Autoren zufolge der Schienenverkehr, der immerhin noch für 3,8 Prozent der Folgekosten verantwortlich sei und damit für knapp 6 Milliarden Euro. Kostentreiber sind hierbei demnach vor allem Schäden durch Treibhausgas-Emissionen, die bei der Produktion, dem Betrieb und dem Entsorgen von Fahrzeugen entstehen. Sie stehen für rund die Hälfte der Eisenbahn-Folgekosten.

Auffällig ist der niedrige Anteil des Luftverkehrs, der laut Studie gerade mal für knapp einen Prozent der gesamten Folgekosten steht. Allerdings wurden hierbei - aus methodischen Gründen, wie es hieß - nur inländische Flüge berücksichtigt, keine grenzüberschreitenden. Wären hingegen alle Flüge von und nach Deutschland berücksichtigt worden, hätte der Anteil höher gelegen, sagte Bieler.

Das zeigt sich auch mit Blick auf die durchschnittlichen Folgekosten, die jeder Verkehrsträger pro Kilometer verursacht: 12,8 Cent pro Personenkilometer etwa kostet der Luftverkehr demnach die Allgemeinheit, bedingt vor allem durch die Klimaschäden, die das Fliegen verursacht. Beim Autoverkehr sind es knapp 11 Cent pro Kilometer. Bei der Schiene wird unter anderem nach Fernverkehr (rund 2 Cent pro Personenkilometer) und dem Nahverkehr (4 Cent) unterschieden.

Für die einzelnen Kostensätze griffen die Studienautoren auf Daten des Umweltbundesamts sowie der Europäischen Kommission zurück. Sie ermittelten die externen Kosten, die unter anderem durch Lärm, Natur- und Landschaftsschäden, Klimafolgen sowie Unfälle entstehen.

Allianz-pro-Schiene-Chef Flege forderte angesichts der Ergebnisse mehr Tempo bei der Verkehrswende. «Ein Weiter so ist viel teurer als ein beherztes Umsteuern», sagte er. Er sprach sich aus für den Abbau «umweltschädlicher Subventionen», für eine CO2-Bepreisung sowie für den massiven Ausbau der Schieneninfrastruktur.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisierte die Studie. «Berechnungen der externen Kosten hängen stark von den gewählten Methoden und den jeweiligen Annahmen ab», teilte er mit. «Vor allem aber gilt es zu bedenken, dass der Verkehr - und dabei insbesondere der Straßenverkehr - spezifische Steuern und Abgaben von jährlich über 50 Milliarden Euro leistet, die auch zur Abdeckung entstehender externer Kosten dienen.» Zudem würden «seit langem Anstrengungen unternommen, die externen Kosten des Verkehrs zu verringern.»

Flege von der Allianz pro Schiene verwies indes darauf, dass es kaum Untersuchungen gebe, die aufschlüsseln, was der Staat für den Verkehr ausgebe und wie viel er einnehme.

Kritik kam aber auch von der FDP. «Ausschließlich mit den Folgekosten des Verkehrs zu argumentieren, ohne dabei die Bedeutung und den Nutzen von Mobilität zu berücksichtigen, ist einseitig und tendenziös», teilte auch der Obmann der FDP-Fraktion im Verkehrsausschuss, Torsten Herbst, mit. «Deutschland braucht kein Gegeneinander der Verkehrsträger, sondern eine sinnvolle Verknüpfung von Straße und Schiene.»

Konjunktur: Ifo-Geschäftsklima fällt auf tiefsten Stand seit 2012

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München/Biarritz. (dpa) In der deutschen Wirtschaft wächst angesichts der Brandherde im Welthandel der Pessimismus. Vor allem der Zollkonflikt zwischen den USA und China verunsichert die Unternehmen.

Das vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklima fiel im August auf den tiefsten Stand seit 2012. Es sank um 1,5 Punkte auf 94,3 Zähler, teilte das Forschungsinstitut am Montag in München mit. Es ist der fünfte Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers in Folge. Analysten hatten im Schnitt mit einem geringeren Rückgang gerechnet.

«Die Sorgenfalten der deutschen Wirtschaft werden immer tiefer», sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. «Die Anzeichen für eine Rezession in Deutschland verdichten sich.» Nach einem Plus zu Jahresbeginn war die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft. Etwas Hoffnung für den Welthandel und damit die exportabhängige deutsche Wirtschaft machten versöhnliche Töne zwischen den USA und China.

«Ein ähnlicher Pessimismus unter den Industriefirmen war zuletzt im Krisenjahr 2009 zu beobachten», erklärte Fuest. In keiner der deutschen Schlüsselbranchen zeigten sich Lichtblicke. Gerade die Industrie leidet unter der schwächelnden Weltwirtschaft. Der Maschinenbau sowie die Chemie- und Pharmabranche haben ihre Prognosen 2019 schon gesenkt. Und den Autoherstellern machen die Dieselkrise, schwache Absätze und hohe Kosten für die E-Mobilität zu schaffen.

Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer «technischen Rezession». Es handelt sich in diesem Fall aber nur um eine sehr milde Rezession. Anders sähe es aus, wenn die Wirtschaft im Gesamtjahr gegenüber dem Vorjahr schrumpft. Damit wird jedoch derzeit nicht gerechnet. Zuletzt war dies 2009 in der globalen Finanzkrise der Fall. Seitdem hat die deutsche Wirtschaft ununterbrochen mit teils kräftigen Wachstumsraten zugelegt.

Als größte Belastung sehen Ökonomen den Handelskrieg zwischen den USA und China. «Der jüngste Schlagabtausch begräbt die Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung im wichtigen deutschen Absatzmarkt China», sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt zu einem Dauerzustand werde. «Damit fehlen der deutschen Industrie, die seit anderthalb Jahren unter dem nachlassenden Schwung im China-Geschäft leidet, wichtige Impulse.»

Am Wochenende hatte sich der Zollkonflikt zugespitzt. Nachdem Chinas Regierung am Freitag neue Strafzölle auf bestimmte US-Einfuhren ankündigte, holte Trump nur Stunden später zum großen Gegenschlag aus: Die USA wollen demnach sämtliche Strafzölle auf Importe aus China um je fünf Prozentpunkte anheben. Zudem will Trump US-Firmen dazu drängen, ihre Produktion aus China abzuziehen. Unmittelbar nach Trumps Ankündigung reagierte Peking am Samstag abermals und drohte Washington mit Konsequenzen. Die US-Seite wiederum machte am Sonntag deutlich, dass auch eine weitere Anhebung der Strafzölle denkbar sei.

Am Montag folgte die Kehrtwende: US-Präsident Donald Trump hofft wieder auf ein versöhnliches Ende des Konflikts. «Ich glaube, wir werden einen Deal mit China machen», sagte Trump am Montag bei einer Pressekonferenz zum Abschluss des G7-Gipfels im französischen Biarritz. Er werde einem Handelsabkommen mit China aber nur zustimmen, wenn es sich um eine faire Vereinbarung handele, die gut für die Vereinigten Staaten sei. Er glaube, dass das zu erreichen sei. Die Verhandlungen würden sehr bald wieder aufgenommen. Auch China mühte sich, die Wogen zu glätten. Chinas Vizepremier Liu He äußerte den Willen, die Probleme auf ruhige Weise zu lösen.

Doch nicht nur der Handelskrieg sorgt für Unsicherheit, sondern auch der Brexit. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fürchtet, dass das Wachstum der deutschen Wirtschaft zum Erliegen kommt, sollten die Briten Ende Oktober ohne Abkommen aus der EU aussteigen. «Die Auftragseingänge und die Industrieproduktion gehen zurück, die Unternehmen investieren weniger», sagte BDI-Präsident Dieter Kempf der Deutschen Presse-Agentur. «Wir erwarten in diesem Jahr ein Wachstum von höchstens 0,5 Prozent. Im Falle eines harten Brexit Ende Oktober droht das Wachstum in Richtung Null zu gehen.»

«Der berühmte Silberstreif am Horizont fehlt leider», meinte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Exportabhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft werde zum Bumerang. Die Bundesregierung täte gut daran, kräftig in die Infrastruktur zu investieren.

Die Unternehmen schätzen ihre aktuelle Lage und die künftige Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten negativer ein, so das Ifo. Die Beurteilung der Lage fiel im August um 2,3 auf 97,3 Punkte. Die Erwartungen sanken um 0,8 Punkte auf 91,3 Punkte. Bei beiden Werten hatten Ökonomen einen weniger klaren Rückgang erwartet.

Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf der Befragung von etwa 9000 Unternehmen. Der Indikator gilt als verlässliche Schätzgröße für das künftige Wirtschaftswachstum in der größten Volkswirtschaft Europas.

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