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Baden-Württemberg: Jetzt werden auch die Premiumfahrzeuge elektrisch

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Von Jens Schmitz

Stuttgart. (RNZ) Das Porsche-Ausbildungszentrum für Kfz-Mechatroniker ist ein langes, lichtes Gebäude. Aus der Nachbarhalle dröhnt ab und zu das Röhren hochgezüchteter Verbrennungsmotoren, doch beim Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik spielt sich die Arbeit größtenteils still ab. Ein Zukunftstrend, wenn die Branche nicht irrt: 2019 ist das Jahr, in dem auch Baden-Württembergs Premiumhersteller mit rein elektrischen Pkw an den Start gehen.

"Die Zukunft ist elektrisch - davon sind wir bei Daimler überzeugt", heißt es auf der Homepage der anderen großen Stuttgarter Autofirma. Nach dem Smart und einer Episode mit der B-Klasse kommt 2019 der Mercedes-Benz EQC zu den Händlern, ein vollelektrisches SUV. "E-tron ist die Zukunft", variiert Audi, der Autohersteller aus Ingolstadt, der seine Geländelimousine seit Anfang des Jahres in Europa verkauft. Porsche will im September mit dem Taycan einen E-Sportwagen präsentieren - und nichts weniger als die "Vision eines neuen Zeitalters".

Bis 2030 möchte die Bundesregierung allein in Deutschland zehn Millionen E-Autos auf die Straße bringen. Kritiker zweifeln, ob sich das Konzept außerhalb von industrialisierten Ländern mit Fördertöpfen durchsetzen lässt. Doch junge Menschen, die Kfz-Mechatroniker werden wollen, kommen um die Technik nicht mehr herum - und wollen es oft auch gar nicht.

Die 19-Jährige Lara Grantner hat für ihre Ausbildung den Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik gewählt, der unter anderem Elektromotoren vertieft. "Weil das eben der Beruf ist, der Zukunft hat", sagt sie. "Es wird ja immer mehr mit der E-Mobilität." Ihre Kollegin Emily Dageförde (18) pflichtet bei: "Als ich mich über Berufsbilder informiert habe, spielte der Dieselskandal eine große Rolle; da habe ich den Schwerpunkt etwas mehr Richtung Elektro gesetzt. Es wird auch alles immer vernetzter." Die beiden Teenager sind im ersten von gut drei Lehrjahren.

Rotes T-Shirt, schwarze Hose: Weiche Arbeitskleidung in Firmenfarben bekommen die Azubis gestellt, Schmuck und Gürtelschnallen sind nicht erlaubt. "Man muss die jungen Leute schon manchmal daran erinnern, womit wir hier arbeiten", sagt der technische Ausbildungsleiter Norbert Göggerle (48) neben einem 918-Hybrid für 800.000 Euro.

Porsche ist kein normaler Arbeitgeber. Viele Jugendliche bringen aber auch spezielle Erfahrungen mit: Wie bei wenigen anderen Marken gehört der Klang des Motors zum Image. Der Sound zwischen Blubbern, Knattern und ungestümem Gebrüll hat Generationen von Fans fasziniert. "Es gibt viele Wege zu Porsche zu finden", sagt der 17-jährige Michael Beck, Azubi im zweiten Lehrjahr, und schmunzelt. Aber der über diesen speziellen Sound gehört für ihn auf jeden Fall dazu.

Wenn ein Porsche-Pressesprecher nun also erklärt: "Wir haben uns jetzt ganz klar dem Elektroantrieb verschrieben", klingt das mutig: Elektromobilität ist geräuschlos. Sie bedroht ein zentrales Element des Firmen-Mythos. Doch Beck ist schon im zweiten Lehrjahr auf System- und Hochvolttechnik spezialisiert und die Inhalte haben sich ohnehin längst verändert. Schweißen zum Beispiel, sagt Berufsbildungs-Chef Dieter Esser, sei kaum noch relevant. "Dafür gewinnt man mehr Zeit für Dinge, die man braucht, um ein Elektroauto zum Laufen zu bringen." Elektromobilität bilde keinen eigenen Block, sondern laufe bei den anderen Einheiten mit, unabhängig vom Schwerpunkt. Dessen Vertiefung mache dann acht bis zwölf Wochen aus.

"Die Schwierigkeit in dem Beruf kommt nicht vom Elektroantrieb her", erklärt der 64-Jährige. "Die Schwierigkeit kommt von der Vernetzung des gesamten Fahrzeugs." Die größte Veränderung sei vor Jahren der Wandel vom Kfz-Mechaniker zum -Mechatroniker gewesen: Es gebe heute kaum noch ein Bauteil ohne Kabel. "Sie müssen dieses Netzwerk im Auto beherrschen. Und wenn man das gut verstanden hat, erschließt sich die Elektromobilität relativ problemlos."

Neben Forschergeist und einem Interesse für Computer sollen angehende Kfz-Mechatroniker heute deshalb vor allem Offenheit mitbringen: "Dass man auch das Fahrzeug mit einem Elektromotor mit Begeisterung aufnimmt!"

Bei Porsche ist viel Respekt zu hören für Tesla, das ehemalige Start-Up aus Kalifornien, das das E-Konzept quasi im Alleingang populär gemacht hat. Gewinn erwirtschaftete das Unternehmen von US-Milliardär Elon Musk allerdings lange nicht. Porsche glaubt wie andere traditionelle Hersteller, das sei erst möglich, wenn Batterie-Reichweite und Ladenetz-Dichte Kunden den gewohnten Reisekomfort ermöglichen. Dieser Zeitpunkt ist näher gerückt: Im Frühjahr waren in Deutschland mehr als 17.400 öffentliche Ladepunkte installiert. Mehr als sieben Prozent der neu zugelassenen Pkw hatten im Mai einen E-Motor an Bord, die große Mehrheit davon als Hybrid.

Hybrid gefahren sind die Porsche-Azubis auch schon, ob hinterm Steuer oder auf dem Beifahrersitz. "Das Gefühl kann man schlecht beschreiben", sagt Michael Beck: "Der Druck im Sessel, aber auch das Zuschalten des Verbrenners beim Verlassen der Ortschaft ..." Der Schwerpunkt E-Mobilität hat auch die 17-jährige Olivia Kanaan überzeugt: "Es hat etwas mit der Zukunft zu tun, aber ich finde es auch interessant, wie E-Motoren und Verbrenner zusammenspielen."

Trotzdem definieren traditionelle Motoren bis heute bei Porsche das, was Esser "die hochemotionalen Fahrzeuge" nennt. Der Taycan soll das ändern: Im September will Porsche einen Sportwagen mit 800 Volt vorstellen, der 600 PS und eine Reichweite bis zu 500 Kilometern auf die Straße bringen soll. Die Zuffenhausener sind sicher, dass sie damit technisch in einer eigenen Liga spielen. "Das ist einfach eine Rakete", sagt Göggerle. "Das Fahrzeug ist hoch agil, das drückt einen noch mehr in den Sitz als die vergleichbaren hochmotorisierten Benzinfahrzeuge. Und das ist etwas, das Begeisterung weckt vor dem Hintergrund, dass wir ja hier Autos bauen, die im Prinzip keiner braucht, aber jeder will."

Der Pressesprecher spricht bereits von "Heritage", wenn er das Verbrenner-Angebot seines Hauses nach vorn denkt. Beim klassischen 911 soll es das weiter geben, und auch Hybrid-Modelle bleiben dauerhaft im Programm. Das Image der Zukunft jedoch sollen kompromisslose E-Sportwagen prägen. "Nicht nur, weil diese Technik aktuell am weitesten fortgeschritten ist, sondern, weil sie am besten zur Marke Porsche passt", sagt der Sprecher. Andere Firmen haben durchaus auch Konzepte wie die Brennstoffzelle im Blick. "Aber für Porsche ist es wirklich die E-Mobilität."

Seit Februar wird die Belegschaft in eigens errichteten Hallen für die Taycan-Produktion geschult. Die Azubis sind vom ersten Lehrjahr an eingebunden in die Technologie des bislang geheimen Fahrzeugs. "Das ist etwas ganz Neues", freut sich Grantner, die privat einen Golf fährt. Ausbildungschef Esser hofft, dass die Strategie sich auszahlt: "Vielleicht ist es in ein paar Jahren wirklich so, dass Leute, die ein schnelles benzingetriebenes Auto haben, an der Ampel sagen, ich messe mich nicht mit einem Elektrofahrzeug - auf einem Pferd trete ich ja auch nicht gegen Sportwagen an."


BASF: Chemie-Riese steht zum Kunststoff

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Von Harald Berlinghof

Ludwigshafen. BASF ist gleich Kunststoffe? Diese Gleichung geht nicht völlig auf. Aber trotzdem setzt die BASF mit den unterschiedlichsten Kunststoffen - geschätzt, weil genaue Zahlen dazu nicht kommuniziert werden - rund sieben Milliarden Euro um. Das entspricht mehr als zehn Prozent des Gesamtumsatzes der BASF.

Und viele verbinden die ehemalige "Badische Anilin- und Soda-Fabrik" seit den 1950er Jahren mit Plastikmaterialien. Vorher standen die Farben im Mittelpunkt, dann die Düngemittel aus der Ammoniaksynthese, heute die Spezialwerkstoffe.

1951 kam das aufgeschäumte Styropor auf den Markt und wurde zunächst für Rettungsringe auf See eingesetzt. Seine Dämmeigenschaften wurden erst Ende des Jahrzehnts erkannt und dann vor allem im Baubereich genutzt. Schon ab 1934 produzierte man bei der BASF die Magnettonbänder, später die kompakteren Tonbandkassetten, deren Siegeszug in den frühen 1970er Jahren begann und die heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind.

Kein Mensch kann heute mehr sagen, wie viele Millionen Kilometer dieser Bänder aus Kunststoff hergestellt wurden. Seit 1974 wird der Kunststoff Ultraform hergestellt, der in allen Playmobil-Figuren enthalten ist. Schon 1939 wurde das Verfahren zur Herstellung von Kunstfasern (Perlon) in Ludwigshafen entwickelt.

Aber längst hat sich die BASF im Bereich der Kunststoffe weg bewegt von den "Allerweltskunststoffen" wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC) oder auch Polyethylenterephtalat (PET), die meist zur Herstellung von Verpackungen, Plastiktüten und Plastikflaschen eingesetzt werden. Man produziert ausschließlich Hochleistungskunststoffe vor allem für langlebige Anwendungen in der Auto- und Bauindustrie. Trotz einer wachsenden Müllproblematik mit den Kunststoffen steht man bei der BASF zu den Kunststoffmaterialien.

"Kunststoffe sind effiziente Materialien, die Ressourcen schonen können und der Gesellschaft Vorteile in Gesundheit, Sicherheit und im Alltag bieten. Diese Vorteile können konterkariert werden, wenn Kunststoffe und Abfälle nicht verantwortungsvoll genutzt, entsorgt oder recycelt werden", erläutert Vorstandschef Martin Brudermüller. Es kommt also darauf an, was man damit anstellt, ließe sich in Abwandlung eines Slogans der Beton- und Zementindustrie sagen. Und vor allem, wie man damit umgeht, wenn die Verpackungen, Tüten oder Flaschen ihre Schuldigkeit getan haben.

Dass die Gewichtsersparnis beim Einsatz von Kunststoffen in Autos zur CO2-Reduzierung beiträgt, stellt niemand in Frage. Dass Kunststoffe durch ihre chemische Neutralität auch in extrem kritischen Bereichen der Medizin unersetzlich sind, bezweifelt auch kaum jemand. Kunststoffe verbessern die Aufbereitung von Trinkwasser, verbessern die Aerodynamik von Autos und der Plastikeimer hat seinen Siegeszug rund um die Welt schon vor langer Zeit angetreten und mittlerweile die letzten Winkel dieser Erde erreicht hat.

Es gibt in der Industrie zahlreiche Bestrebungen, das Plastikproblem zu lösen. So hat die BASF mit 30 Firmen eine "Allianz gegen Plastikmüll in der Umwelt" gegründet, die in den nächsten fünf Jahren 1,5 Milliarden Dollar in Projekte zur Vermeidung von Plastikmüll investieren will. "Eine wichtige Maßnahme, um den unkontrollierten Eintrag von Plastik in die Umwelt zu beenden, ist der Aufbau von Prozessen, die bereits genutzten Kunststoff als Rohstoff wieder verwenden können.

Dazu gehört das Projekt ChemCycling, in dem ein chemisches Recycling getestet wird. Dabei werden Kunststoffabfälle von einem Partnerunternehmen in ein Öl zurückverwandelt, das Naphta, dem Ausgangsprodukt für Kunststoffe chemisch sehr ähnlich ist.

Der Wertstoffkreislauf wäre damit geschlossen. Das BASF Programm "Operation clean sweep" soll sicherstellen, dass bei der Produktion von Kunststoff-Granulaten möglichst wenig Material bei Herstellung, Transport und Weiterverarbeitung in die Umwelt gelangt. Und in den BASF eigenen Kantinen ist die Umstellung von Plastikgeschirr auf den kompostierbaren BASF-Kunststoff ecovio oder auf Porzellan und Glasschalen erfolgt.

Zauberformel E-Fuels: Wie alle Autos klimaneutral werden könnten

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Von Annika Grah

Die Flüssigkeit in der Flasche auf dem Tisch vor Tim Böltken ist glasklar wie Quellwasser. Sie riecht nach fast nichts. Und wenn sie verbrennt, gibt sie deutlich weniger Schadstoffe ab als fossile Kraftstoffe. Vor allem aber: Das klimaschädliche CO2, das beim Verbrennen frei wird, kam vorher aus der Luft. In der Flasche befindet sich ein besonderer Treibstoff: ein mit erneuerbarem Strom hergestelltes E-Fuel.

Tim Böltken baut mit seiner Firma Ineratec Anlagen zur Herstellung solcher synthetischer Kraftstoffe. Der 34-Jährige hat einen Job bei einer Tochter des Chemieriesen BASF aufgegeben, um mit zwei Kollegen im Schatten des Karlsruher Instituts für Technologie, kurz KIT, das Start-up zu gründen. Er glaubt fest an den Erfolg von E-Fuels: "Das sind gigantische Chancen, die sich hier bieten."

Der Begriff "Fuels" ist Englisch für Kraftstoffe, das "E" steht für erneuerbaren Strom. Denn solche Treibstoffe werden mit Hilfe von regenerativer Energie hergestellt. Sie unterscheiden sich in ihren chemischen Strukturen und Grundeigenschaften nicht von herkömmlichem Diesel oder Benzin aus Erdöl.

Und sie könnten in der Theorie helfen, die düstere CO2-Bilanz des Autoverkehrs aufzupolieren. Doch es gibt Bremser und Gegenargumente. Manche sehen sie eher als klimafreundlichere Alternative für Flugzeuge und Schiffe und weniger für Autos. Und sogar Umweltschützer äußern Vorbehalte.

Denn die Herstellung der E-Treibstoffe ist aufwendig. Zunächst wird aus Wasser Wasserstoff gewonnen. Dazu sind große Mengen elektrischen Stroms notwendig. Dann wird Kohlendioxid, also CO2, eingesetzt, um aus dem Wasserstoff ein Gas oder eine Flüssigkeit als Kraftstoff zu erzeugen. Im Idealfall stammt das CO2 aus der Luft, so dass ein Kreislauf entsteht und die Verbrennung im Motor klimaneutral ist. Power-To-X nennt man die Verfahren. Das "X" steht wahlweise für Gas oder flüssige Stoffe wie Diesel, Benzin, Kerosin.

Der gewonnene Kraftstoff kann in modernen Verbrennungsmotoren ohne Probleme eingesetzt werden. In der Theorie könnten damit also schon heute Autos mit herkömmlichen Diesel- und Benzinmotoren CO2-neutral fahren. Die Stoffe könnten die Bundesregierung bei ihrem Ziel, den CO2-Ausstoß im Verkehr bis 2030 um 40 bis 42 Prozent zu senken, einen Schritt weiterbringen - ohne neue Ladestationen und Elektromotoren.

In der Theorie: Denn Autofahrer haben praktisch keine Möglichkeit, E-Fuels in Deutschland zu tanken. Im großen Stil sind sie nicht verfügbar. Umweltschützer und Grüne wettern gegen künstliche Kraftstoffe. "E-Fuels sind derzeit unbezahlbar teuer und ineffizient", sagt etwa der Grünen-Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer. Ein wichtiges Argument der Gegner: der niedrige Wirkungsgrad. Anstatt Autos direkt mit Ökostrom anzutreiben, wird dieser erst eingesetzt, um Wasserstoff und dann den Treibstoff herzustellen.

Eine Studie der Denkfabrik Agora Verkehrswende aus dem Jahr 2017 rechnet vor: Für 100 Kilometer braucht ein batterieelektrisches Auto 15 Kilowattstunden Strom, ein mit Wasserstoff betriebenes Fahrzeug schon 31 Kilowattstunden und ein mit E-Fuels betriebener Diesel oder Benziner sogar 103 Kilowattstunden. Das macht die Kraftstoffe gleichzeitig teuer - vor allem in einem Land wie Deutschland, wo Strom ohnehin mehr kostet als vielerorts sonst.

Doch die Stimmen, die ungeachtet dessen für E-Fuels argumentieren, wurden in den vergangenen Jahren lauter. Inzwischen macht sich vor allem die Industrie - etwa Autobauer und Energiekonzerne - für die Entwicklung stark.

"Langfristig sind synthetische Brennstoffe zur weitergehenden Emissionsreduktion in allen Verkehren zwingend erforderlich", heißt es in einer vom Bundesverband der Industrie in Auftrag gegebenen Studie.

Der Stuttgarter Autobauer Daimler will bis 2039 dafür sorgen, dass seine weltweit verkauften Neuwagen CO2-neutral rollen. Ohne klimaneutrale Kraftstoffe, räumte der oberste Motorenentwickler des Stuttgarter Konzerns, Torsten Eder, bei einer Veranstaltung ein, ist das kaum möglich.

"Das Interesse an E-Fuels ist momentan gigantisch", freut sich Ineratec-Mitgründer Böltken. Potenzielle Kunden kommen aus der Energie- und Autobranche, aber auch aus dem Flugverkehr. "Die werden noch lange auf flüssige Energieträger angewiesen sein."

Die Idee zur E-Fuels-Produktion stammt von Böltkens Mentor, von Roland Dittmeyer, Professor am Karlsruher Institut für Technologie. Für den Verfahrenstechniker geht es ums große Ganze. "Wenn wir die gesetzten CO2-Reduktionsziele erreichen wollen, dann führt an Power-To-X kein Weg vorbei", sagt Dittmeyer.

2015 stritten Böltken und Dittmeyer im Büro des Professors darüber, ob die Nutzung des Treibhausgases CO2 eine Zukunft habe: Ob man den "bösen" Schädling so einsetzen könnte, dass er "gut" wird. "Ich habe nicht daran geglaubt", räumt Böltken ein. "Zwei Wochen später hatten wir mit Audi einen großen Kunden, der das verfolgen wollte." Sein Start-up wächst seitdem beständig.

Auch Ölkonzerne planen sogenannte Power-To-X-Anlagen. BP arbeitet mit dem Stromerzeuger Uniper an einem Projekt, an dessen Ende Power-To-X-Komplexe stehen sollen. Shell hat Ende Juni mit dem Bau einer Elektrolyse-Anlage im Rheinland begonnen. Lufthansa startete mit der Raffinerie Heide in Schleswig-Holstein ein Pilotprojekt für CO2-neutrales Kerosin. Und eine Allianz von Energieversorgern, Mineralölfirmen und dem Autobauer Audi hat im April ein Programm zur Markteinführung von E-Fuels erarbeitet - bis 2025.

Audi nahm schon vor einigen Jahren eine Power-To-Gas-Anlage im niedersächsischen Werlte in Betrieb. Dort wird mit Ökostrom synthetisches Methangas hergestellt. Wer sich von März 2017 bis Mai 2018 einen Audi mit Gasantrieb bestellte, erhielt das Versprechen, drei Jahre klimaneutral fahren zu können - mit Gas aus Werlte, aber auch aus Biogasanlagen. Aktuell gibt es das Angebot nicht mehr. VW-Chef Herbert Diess setzt derzeit voll auf Elektromobilität.

Ulrich Müller hatte noch Glück, er fährt seinen Audi mit E-Gas-Versprechen seit dem vergangenen Sommer. "Mal etwas anders machen als der Mainstream, nicht einfach weiterfahren mit Benzin oder Diesel." Das war Müllers Antrieb. Er recherchierte und stellte fest, dass Gas per se sparsamer und weniger schadstoffreich ist als Diesel oder Benzin - dann stieß er auf das E-Gas-Angebot von Audi.

Ich wollte damit meinen Beitrag leisten, um etwas Gutes für die Umwelt zu tun", sagt der IT-Unternehmer aus Oberkochen in Baden-Württemberg. Wenn er jetzt an einer beliebigen CNG-Tankstelle tankt, speist Audi klimaneutrales Gas ins Netz. Der Mechanismus funktioniert wie beim Ökostrom, wo nicht unbedingt der Strom aus der Steckdose grün ist, die Anbieter aber entsprechend einspeisen und einkaufen. Audi bot damit zeitweise eine Möglichkeit, sich zumindest indirekt mit E-Fuels fortzubewegen.

Zuviel hätte der alternative Kraftstoff aber nicht kosten dürfen, räumt Müller ein. 1,50 Euro bis 2 Euro pro Liter sei seine Schmerzgrenze. Ähnlich sehen es viele Autofahrer. Für etwa die Hälfte der Bürger sollten E-Fuels weniger als 1,50 Euro kosten, wie eine YouGov-Umfrage ergab. Eben nicht wirklich mehr, als in den vergangenen Monaten ein Liter Super-Benzin kostete.

Tatsächlich gehen die Meinungen auseinander, wie teuer E-Fuels wären, würden sie angeboten. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen geht die Bundesregierung von bis zu 4,50 Euro pro Liter Diesel-Äquivalent aus.

Der Mitgründer der Firma Sunfire, Nils Aldag, hält das für viel zu hoch gegriffen. Er ist mit seinem Unternehmen einer der E-Vorreiter: Schon 2010 setzten er und zwei Mitgründer alles auf Ersatzstoffe für Erdöl und Erdgas. Sein Argument: Synthetische Kraftstoffe müssten wie Elektroautos gefördert werden. Würde die Produktion etwa von der EEG-Umlage, die Strom in Deutschland teurer macht, befreit, könnte man den Stoff für etwas mehr als zwei Euro pro Liter anbieten. Weil Strom hier so viel kostet, baut Sunfire seine erste kommerzielle Anlage für synthetische Kraftstoffe in Norwegen.

Dabei wäre eine komplette Umstellung nicht unbedingt notwendig. Volkmar Denner, Chef des weltgrößten Autozulieferers Bosch, plädiert für einen Mix: "Man kann E-Fuels dem jetzigen fossilen Kraftstoff beimischen und hat damit sofort einen CO2-senkenden Effekt im gesamten Bestand und nicht nur in den neu verkauften Fahrzeugen."

Seiner Ansicht nach ist es höchste Zeit zum Umsteuern. "E-Fuels benötigen großtechnische Anlagen, bei denen man entsprechend lange Vorlaufzeiten braucht, um die zu bauen", sagt der promovierte Physiker. "Daher sollte man jetzt beginnen, sonst wird man diese Kraftstoffe auch in zehn Jahren noch nicht haben."

Doch in der deutschen Politik spielt Elektromobilität mit Batterien gerade die größere Rolle. Die Unionsfraktion sprach sich zwar jüngst in einem Positionspapier für einen Ausbau der Förderung von E-Fuels aus. In der Regierung bewertet man die Chancen von E-Fuels sehr vorsichtig. Das Wirtschaftsministerium fördert Projekte, Empfehlungen zur Markteinführung soll es 2022 geben. Für vielversprechend hält man E-Fuels vor allem dort, wo der Einsatz von Batterien nach heutigen Erkenntnissen kaum möglich ist: in Schiffen etwa und Flugzeugen. "Ihr Einsatz im Straßenverkehr und insbesondere für Pkw ist (...) nicht sinnvoll", heißt es auf Anfrage aus dem Umweltressort.

Damit liegt man auf einer Linie mit der Deutschen Umwelthilfe und Greenpeace. Zwar räumt Greenpeace in einer Studie einen entscheidenden Vorteil von E-Fuels ein: In Kraftstoff umgewandelt ließe sich erneuerbare Energie nicht nur speichern, sondern auch günstig transportieren - als Gas oder Flüssigkeit. Das könnte helfen, ein zentrales Problem der Energiewende zu lösen, nämlich dass der Anfall von Strom aus Sonne und Wind unregelmäßig ist.

Allerdings ist auch das noch Theorie. "Es gibt nicht annähernd so viel überschüssigen erneuerbaren Strom, um den Pkw-Verkehr auf E-Fuels umzustellen", sagt Benjamin Stephan von Greenpeace. Um 12 Millionen Tonnen CO2 durch E-Fuels einzusparen, bräuchte es zusätzlich so viel Strom, wie alle deutschen Windräder im vergangenen Jahr erzeugt hätten, rechnet er vor. Die Idee lenke ab von einer Verkehrswende ohne Verbrennungsmotor: "E-Fuels sind der falsche Weg, um Verkehr klimaneutral und effizient zu gestalten."

Vorreiter Nils Aldag wiederum wehrt sich dagegen, als Lebensretter für den Verbrennungsmotor zu gelten. "Aber 45 bis 65 Millionen Fahrzeuge werden nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden", sagt der Sunfire-Mitgründer.

Analysten laufen weg: Heideldruck ist jetzt ein Pennystock

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Heidelberg. (tv) Nach der zweiten Gewinnwarnung in diesem Jahr ist die Aktie der Heidelberger Druckmaschinen AG seit Donnerstag um mehr als 25 Prozent abgestürzt. Am Montag fiel sie bis auf 92 Cent, erholte sich im Verlauf etwas und schloss im Xetra-Handel bei 98 Cent. Auch die Analysten, die in den vergangenen Jahren immer zum Kauf der Aktie mit hohen Kurszielen bis zu vier Euro rieten, wenden sich zunehmend ab. Warburg Research hat als neues Kursziel 60 Cent genannt.

Der Analyst glaubt nicht, dass die bereits reduzierten Jahresziele erreichbar sind. Operativ tut sich beim Weltmarktführer für Offset-Druckmaschinen wenig. Sollte sich der Geldzufluss nicht deutlich verbessern, droht laut Warburg eine Kapitalerhöhung, um den Konzern vor einem finanziellen Engpass zu bewahren. Vor zehn Jahren konnte die drohende Insolvenz nur mit Staatshilfe abgewendet werden.

Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens ist nicht in Sicht. Dazu hat auch der langjährige Finanzvorstand Dirk Kaliebe seine persönliche Reißleine gezogen: Er hat angekündigt, das Unternehmen im September zu verlassen. Ein herber Verlust.

Der Plan des amtierenden Vorstands, mit Subskriptionsmodellen die sinkenden Maschinenverkäufe zu kompensieren, scheint nicht aufzugehen. Die Druckereien dieser Welt kaufen noch weniger Maschinen als befürchtet, Einnahmen pro bedrucktem Bogen werden das Loch in der Kasse auch mittelfristig nicht füllen können.

Nach Meinung von Beobachtern braucht das Unternehmen dringend strategische Impulse, die zu neuen Geschäftsgebieten führen, die den noch 11.500 Mitarbeitern eine Zukunft sichern könnten. Am Donnerstag ist Hauptversammlung, Vorstand und Aufsichtsrat werden einige Fragen der Aktionäre beantworten müssen. Vor allem der Aufsichtsrat ist jetzt gefordert.

Getränkekartons: Warum Mehrwegflaschen nicht unbedingt besser sind

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Heidelberg. (dpa) Umweltbewusste Verbraucher machen nach einer aktuellen Studie nichts falsch, wenn sie Milch im Getränkekarton statt in der Glasflasche kaufen. Und auch beim Einkauf von Säften und Fruchtnektaren sind Getränkekartons unter Umweltgesichtspunkten keine schlechte Wahl. Das geht aus einer Studie hervor, die das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg im Auftrag des Fachverbandes "Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel" erstellt hat.

Ein Sprecher des Umweltbundesamts (UBA) bestätigte der Deutschen Presseagentur (dpa) am Dienstag auf Anfrage, dass die Studie "die durchschnittlichen deutschen Verhältnisse" gut abbilde, weswegen das Ergebnis auch aussagekräftig sei.

Bei Milch und Fruchtsäften hätten Getränkekartons hohe Marktanteile. In Mehrwegflaschen würden sie dagegen seltener angeboten, deswegen seien die Transportwege oft weit. "Bei einem größeren und optimierten Mehrwegangebot würden Mehrwegsysteme entsprechend besser abschneiden - wie es bei pfandpflichtigen Getränken auch der Fall ist", sagte der Sprecher.

Das Heidelberger Institut untersuchte ein Jahr lang die gängigsten Getränkeverpackungen von Saft, Frischmilch und H-Milch - Mehrweg-Glasflaschen, PET-Flaschen und Getränkekartons - auf ihren ökologischen Fußabdruck. Untersucht wurde im Rahmen der Ökobilanz der gesamte Weg der Verpackung - von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung beziehungsweise dem Recycling.

Einbezogen wurden zudem alle Transporte. Nach Angaben der Verfasser handelt es sich um die erste Verpackungsökobilanz, die nach den neuen Mindestanforderungen des UBA erstellt wurde. Das Freiburger Öko-Institut bewertete die Studie nach einer kritischen Prüfung bereits als einen wichtigen fachlichen Beitrag zur Diskussion über Getränkeverpackungen.

Das Ergebnis: Gerade bei Frischmilch ist der Getränkekarton erste Wahl. In sieben der acht in der Ökobilanz untersuchten Wirkungskategorien - wie Klimawandel, Versauerung oder Feinstaub - schnitt der Getränkekarton hier besser ab als die Mehrwegflasche.

Ein Grund: Jede Mehrwegflasche Frischmilch muss in Deutschland im Schnitt 1231 Kilometer transportiert werden - 779 Kilometer mehr als ein Milch-Karton. Ein Grund sind weniger Abfüllorte für Milchflaschen. Zudem ist bei Kartons das Verpackungsgewicht im Vergleich zum Inhalt geringer.

Nicht ganz so eindeutig ist die Lage bei Fruchtsäften und -nektaren. Hier gibt es im Vergleich der Ökobilanzen von Getränkekartons und Mehrwegflaschen Licht und Schatten auf beiden Seiten. Der 1-Liter-Getränkekarton zeige keine signifikanten Vor- oder Nachteile gegenüber der Mehrwegflasche, der 1,5-Liter-Getränkekarton dagegen "ein insgesamt vorteilhaftes Bild", heißt es in der Studie. Verbraucher sollten also beim Kauf möglichst Verpackungen mit großer Füllmenge bevorzugen.

Durchweg am schlechtesten schnitten bei dem Verpackungsvergleich die PET-Einwegflaschen ab. Gründe sind der hohe Verbrauch an fossilen Rohstoffen bei der Produktion der Verpackung sowie schlechte Recyclingraten. Vor allem bei Fruchtsäften würden PET-Flaschen überwiegend aus einem Verbund aus PE und Polyamid hergestellt und gingen daher oft in die thermische Verwertung, betonten die Forscher. Der wissenschaftliche Leiter der Studie, Benedikt Kauertz, betonte, der Getränkekarton sei durch den hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen im Verpackungskörper "eine Art Windrad unter den Getränkeverpackungen" - noch mit Optimierungspotenzial, aber schon jetzt gut für das Klima.

Berlin/Ludwigshafen: Konzerne waren Ziel mutmaßlich chinesischer Hacker - BASF betroffen

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Berlin/Ludwigshafen. (dpa/lrs) Mehrere Dax-Unternehmen, darunter die BASF, sind in den vergangenen Jahren Ziel von Ausspäh-Attacken mutmaßlich chinesischer Hackern geworden. Mindestens acht deutsche Firmen seien betroffen gewesen, davon sechs Dax-Konzerne, ergaben Recherchen von Bayerischem Rundfunk (BR) und Norddeutschem Rundfunk (NDR). Zudem sei rund ein Dutzend weiterer Unternehmen aus dem Ausland attackiert worden. Mehrere der Fälle waren bereits bekannt.

BASF teilte am Mittwoch mit, die Attacke sei im Juli 2015 entdeckt und gestoppt worden. Es seien keine geschäftsrelevanten Informationen abgeflossen. Anfang April hatte der Chemie-Riese Bayer bestätigt, Opfer eines Cyber-Angriffs gewesen zu sein. Bereits seit Anfang 2018 habe es Anzeichen dafür gegeben, dass das Firmennetzwerk mit Schadsoftware der unter dem Namen Winnti bekannten Hackergruppe angegriffen wurde. IT-Sicherheitsexperten und deutsche Sicherheitsbehörden vermuten, dass die Gruppe aus China stammt. Gesicherte Erkenntnisse, wer sich dahinter verbirgt, gibt es nicht.

BR und NDR hatten mit Hilfe von Wissenschaftlern der Ruhr-Uni Bochum Teile des Schadcodes analysiert. Darin hätten die Angreifer unter anderem vermerkt, gegen wen sie die Schadprogramme einsetzen wollten.

Daimler: Evobus ist "gut unterwegs"

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Von Harald Berlinghof

Stuttgart/Mannheim. Eine Produktionsumstellung bei den Reisebussen hatte bei Daimler in den ersten drei Monaten des Jahres zu einer Lieferverzögerung geführt. Das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres hat diesen verringerten Absatz jetzt mehr als ausgeglichen, so dass Daimler auch im gesamten ersten Halbjahr "positiv herausgekommen" sei, so Till Oberwörder, Leiter des Geschäftsbereiches Daimler Buses am Mittwoch.

14.000 verkaufte Einheiten in sechs Monaten entspreche einem Plus von fünf Prozent, beim Umsatz gab es ein Plus von sieben Prozent. Insgesamt bezeichnete er gestern das zweite Quartal des laufenden Jahres als zufriedenstellend. "Wir sind gut unterwegs", sagte er.

8435 Einheiten - Busse und Fahrgestelle - wurden im zweiten Quartal ausgeliefert, was einem Plus von zwölf Prozent gegenüber Vorjahr entspricht. Den Gewinn konnte Daimler um 61 Prozent auf 106 Millionen Euro verbessern. Beim Umsatz gelang es, um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,26 Milliarden Euro zuzulegen. Im Vorquartal hatte er, auch aufgrund der Lieferschwierigkeiten, lediglich bei 785 Millionen Euro gelegen. Kumuliert sollen die beiden so unterschiedlichen Quartale gegenüber dem Vorjahr trotzdem positiv sein.

In Deutschland betrug das Absatzplus sogar 33 Prozent. 924 Einheiten konnten in Deutschland verkauft werden. Im Europa der 30 (EU plus Schweiz und Norwegen) wurden 2800 Einheiten verkauft, eine Zunahme um 30 Prozent. Der brasilianische und generell der lateinamerikanische Busmarkt legte zu, was die Nachfrage erhöhte. Daimler Buses erhielt auch einen Großauftrag von der Stadt Wiesbaden über 56 vollelektrische E-Citaro Stadtbusse. Die Auslastung in den Evobus-Werken Mannheim und Neu-Ulm sei gut, so Oberwörder, die Beschäftigungssituation auch 2019 stabil. Ende 2018 arbeiteten im Mannheimer Evobus-Werk knapp 3436 Mitarbeiter.

Den Ausblick auf das Gesamtjahr 2019 bezeichnete Oberwörder als zufriedenstellend, wies aber darauf hin, dass die Märkte sehr labil seien. Man erwartet ein weiteres Absatzplus, auch im EU30-Markt, und eine weiter stabile Auslastung der beiden deutschen Werke. Für das Stadtbusgeschäft erwarte man ein "sehr gutes", für den Reisebusbereich ein "solides Geschäft".

In Mannheim werden alle Antriebsarten - Diesel, Elektro, Hybrid, Brennstoffzelle - auf derselben Produktionslinie gebaut, so dass man sehr flexibel auf Kundenwünsche reagieren kann. Bei der Brennstoffzelle liege noch viel Arbeit vor den Entwicklern. "Aber das ist ein interessanter Technologiepfad", der für Busse wie Lkw von Bedeutung sei.

Auch "Daimler Trucks", die Lkw-Sparte des Konzerns, blickt auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2019 zurück. Mit rund 242.400 verkauften Lkw lag der Absatz leicht über dem hohen Niveau des Vorjahres, die Produktionsauslastung auf einem guten Niveau. Auch für das Gesamtjahr rechnet man mit einer leichten Steigerung der Verkäufe gegenüber dem Vorjahr.

Heidelberger Druckmaschinen: Mitarbeiter bangen um ihre Jobs - Heftige Kritik an Management

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Von Barbara Klauß

Heidelberg/Wiesloch. Mitarbeiter der Heidelberger Druckmaschinen haben das Management scharf angegriffen. Die Probleme des Traditionsunternehmens seien nicht auf die eingetrübte Konjunktur zurückzuführen, sondern hausgemacht, heißt es in einem Brief an die RNZ. Es fehle an Führung und an Entschlossenheit. "Inzwischen sind viele von uns ernsthaft besorgt, was den Fortbestand des Unternehmens angeht."

In der vergangenen Woche hatte der Druckmaschinenbauer eine Gewinnwarnung herausgegeben. Demnach gingen Auftragseingang und Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres zurück, der Verlust nach Steuern verdoppelte sich auf 31 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Als Gründe für den schlechten Start ins Geschäftsjahr hatte die Konzernleitung unter dem Vorstandsvorsitzenden Rainer Hundsdörfer (Foto: dpa) die konjunkturelle Eintrübung angeführt. Kunden hielten sich mit Investitionen zurück, hieß es. Auch der Branchenverband VDMA klagt über stärkeren Gegenwind aufgrund des Handelskonflikts zwischen den USA und China und des ungewissen Ausgangs des Brexit. Gestern erklärte der baden-württembergische Landesverband, die Branche erwarte im laufenden Jahr nur ein Miniplus beim Umsatz von weniger als einem Prozent auf 86,1 Milliarden Euro.

Den Kritikern reicht das als Erklärung jedoch nicht aus. Man könne sich nicht immer auf die konjunkturelle Situation berufen, hatte etwa der erste Bevollmächtigte der IG Metall Heidelberg, Mirko Geiger, nach der Gewinnwarnung erklärt. Im Schreiben an die RNZ heißt es nun: "In Wahrheit geht es um hausgemachte Probleme." Diese schlügen nun in der Krise durch.

Der Druckmaschinenbauer hat schwierige Jahre hinter sich. In Folge der Digitalisierung verlieren Druckerzeugnisse an Bedeutung. Erst im vergangenen Jahr kehrte der Konzern zurück auf den Wachstumspfad. Nun treibt das Management die Digitalisierung mit neuen Geschäftsmodellen voran.

Diese Strategie halten Beobachter prinzipiell für richtig. Allerdings vermissen viele Ideen und Visionen. "Wo sind die Ergebnisse aus der Forschung, in die seit Jahren hohe Mittel fließen?", fragen die Verfasser des Briefes. Heideldruck verzettle sich in viel zu vielen Projekten. Es gebe keinen erkennbaren Plan, außerdem mangele es an Entschlossenheit. "Seit Jahren hätte man entschlossen gegensteuern müssen." Das Fazit der Schreiber: "Die oberste Führung macht ihren Job nicht, und zwar seit Jahren."

Unternehmen hat schon Kurzarbeit beantragt

Es fehle an Führung, im Betrieb herrsche Verwirrung und Unsicherheit, heißt es weiter. "Die Stimmung ist schlecht." Zumal die Mitarbeiter die Entwicklung wohl zu spüren bekommen werden. Kurzarbeit steht als Option im Raum. Sie ist bereits bei der Arbeitsagentur angezeigt. Nun müssten die Mitarbeiter bluten, heißt es in dem Schreiben an die RNZ. "Viele haben seit den letzten Tagen Angst um ihre Jobs."

Es sei Zeit, dass endlich etwas geschehe. Darin sind sich die Verfasser des Briefes und andere Beobachter einig. Dringend müsse gehandelt werden, um das Unternehmen zusammenzuhalten, heißt es aus dem Umfeld des Konzerns. Es gehe darum, die Stellen der rund 11.600 Mitarbeiter zu sichern und das Unternehmen in der derzeitigen Größenordnung (rund 5000 Mitarbeiter) am Stammsitz in Wiesloch zu halten. Manch einer wünscht sich auch einen personellen Neuanfang an der Spitze.

Das Vertrauen vieler Mitarbeiter scheint verspielt. Das der Aktienmärkte ist es auf jeden Fall. Seit seiner ersten Bilanzpressekonferenz vor zwei Jahren hatte der Vorstandschef immer wieder seine mittelfristige Prognose bekräftigt, wonach der Umsatz im Geschäftsjahr innerhalb weniger Jahre drei Milliarden Euro erreichen und ein Jahresüberschuss von mehr als 100 Millionen Euro erwirtschaftet werden sollte. Im Mai dieses Jahres musste Hundsdörfer diese Prognose erstmals korrigieren. Nun geht Heideldruck für das laufende Geschäftsjahr von einem Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres (2,49 Milliarden Euro) aus. Beim Ergebnis nach Steuern rechnet man nur noch mit einer schwarzen Null.

Nach Hundsdörfers Amtsantritt und der in Aussicht gestellten Umsatzsteigerung stieg die Aktie des SDax-Unternehmens zunächst auf mehr als 3,50 Euro im Oktober 2017. Danach verlor der Kapitalmarkt den Glauben, unterstützt von einer Armada von Leerverkäufern, die den Kurs unter Druck setzten. Nun, nach der Gewinnwarnung in der vergangenen Woche, stürzte die Aktie nochmals um mehr als 25 Prozent ab und rutschte unter einen Euro. Als "massiv negativ" und "alarmierend" bezeichneten Analysten die Situation. Analyst Stefan August von Pareto Securities nannte die Entwicklung des Free Cashflow "höchst besorgniserregend". Der Barmittelfluss fiel im ersten Quartal mit minus 83 Millionen Euro deutlich schlechter aus als vor einem Jahr (minus 45 Millionen Euro).

Immer mehr Analysten wenden sich ab. So hat etwa die Privatbank Berenberg Heidelberger Druck von "Kaufen" auf "Halten" abgestuft. Die Aktien dürften bis auf weiteres vor sich hindümpeln, weil der Markt das Zutrauen in den Hersteller von Druckmaschinen erst einmal verloren habe, schrieb Analyst Alexander O’Donoghue in einer gestern vorliegenden Studie. Und das Management habe vermutlich keinen angemessenen Plan, um das wieder zu ändern.

All das wird mit Sicherheit zur Sprache kommen, wenn sich Vorstand und Aufsichtsrat am heutigen Donnerstag bei der Hauptversammlung im Mannheimer Rosengarten den Aktionären stellen. Nicht nur Vorstandschef Rainer Hundsdörfer wird sich dort einiges anhören müssen. Auch die Aufseher stehen in der Kritik: "Der Aufsichtsrat schaut nur zu", schreiben die Heideldruck-Mitarbeiter in dem Brief. "Niemand klopft dem Vorstand auf die Finger." Der Aufsichtsratsvorsitzende, Siegfried Jaschinski, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), mache seinen Job nicht und lasse alles laufen. "Heideldruck verbrennt seit Jahren Geld und verschleudert sein Tafelsilber", schreiben die Mitarbeiter.


Ludwigshafen: BASF will Dividende erhöhen (Update)

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Ludwigshafen. (tv) Der Optimismus, den BASF-Chef Martin Brudermüller noch im Februar an den Tag legte, ist mittlerweile einer eher realistischen Sichtweise gewichen. Kein Wunder, wenn das Unternehmen, das man führt, im zweiten Quartal nach Steuern nur noch 282 Millionen Euro verdiente statt 1,36 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Darin sind allerdings auch Sonderkosten von fast einer halben Milliarde Euro, vor allem wegen des Konzernumbaus, enthalten. Das Betriebsergebnis der BASF hat sich sowohl im Quartal als auch im ersten Halbjahr halbiert. Der Umsatz hat sich zwar nur um vier Prozent reduziert, aber die Preise sind bei vielen Produkten eingebrochen.

Auch für das gesamte Jahr erwartet der Vorstand einen leichten Rückgang beim Umsatz, das Ergebnis vor Sondereinflüssen und Steuern soll sich aber nur um bis zu 30 Prozent verringern. "Wir wollen ambitioniert bleiben", sagte Brudermüller gestern bei einer Pressekonferenz. "Unser unternehmerisches Umfeld ist zurzeit geprägt von hoher Unsicherheit, geringer Sichtweite und schlechter Vorhersehbarkeit.

Die weltweiten Risiken haben in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen". Der Vorstandsvorsitzende des weltgrößten Chemiekonzerns betonte, dass die BASF an der progressiven Dividendenpolitik festhalten wolle. ""Wir wollen unsere Dividende pro Aktie jedes Jahr erhöhen."

Im Februar habe man gedacht, dass die Politik zur Vernunft komme und dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China zur Jahresmitte beendet sein könnte. Das sei nicht passiert, so Brudermüller. Dazu komme ein weltweit schwächeres Wachstum. 40 Prozent des Weltmarkts für Chemie entfalle mittlerweile auf China.

Er zweifle am für China prognostizierten Wachstum von vier Prozent in diesem Jahr. Besonders schwach ist unter anderem die Automobilkonjunktur. Daran hängen 20 Prozent des Geschäfts der BASF, in China sei der Anteil etwas höher, sagte Brudermüller.

Gute Nachrichten hatte Brudermüller in Bezug auf den Transportweg Rhein. Das zuständige Team habe auf die schwierigen Bedingungen im vergangenen Sommer, als wegen der niedrigen Pegelstände die Versorgung mit wichtigen Produkten zum Teil ausfiel, reagiert. Man könne jetzt über mehrere Wochen die Pegelstände prognostizieren und frühzeitig mit der Planung der Logistik darauf reagieren.

Bei kritischen Rohstoffen könne sich die Unterversorgung des vergangenen Jahres nicht wiederholen. Für den Fall der Fälle habe man Flachwasserschiffe gebucht. "Wir sind gut vorbereitet, erwarten aber in den nächsten Wochen keine kritischen Pegelstände."

Der im vergangenen Jahr verkündete Umbau des Konzerns, der ab Ende 2021 Einsparungen von zwei Milliarden Euro jährlich bringen soll, schreitet voran. Bis Ende 2021 sollen weltweit 6000 Stellen gestrichen werden, die Hälfte davon in der Zentrale. Mehr als 1100 Mitarbeiter in Ludwigshafen hätten bereits das Abfindungsprogramm angenommen, sagte Brudermüller. Auch die Chefetage, die den Vorstand bei der Steuerung des Konzerns unterstützt, soll schlanker werden. Hier werden in Zukunft weniger als 1000 Mitarbeiter arbeiten.

Update: Donnerstag, 25. Juli 2019, 19.21 Uhr

Heidelberger Druckmaschinen: So harsch fiel die Kritik der Aktionäre bei der Hauptversammlung aus

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Von Barbara Klauß

Mannheim/Wiesloch. Die Kritik der Anteilseigner fiel zum Teil heftig aus. Vertrauen sei verloren gegangen, erklärten Aktionärsvertreter am Donnerstag auf der Hauptversammlung der Heidelberger Druckmaschinen im Mannheimer Rosengarten. Der Aktienwert des SDax-Unternehmens gleiche einem Trauerspiel. Es war die Rede von "Durchhalteparolen" und einem "Management des Aussitzens". Nicht wenige sorgten sich gar um den Fortbestand des Unternehmens.

Aktuell entzündete sich der Unmut der Anteilseigner vor allem an einer Gewinnwarnung des Druckmaschinenbauers aus der vergangenen Woche. Demnach verdoppelten die Wieslocher ihren Verlust nach Steuern im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres auf 31 Millionen Euro. Umsatz und Auftragseingang gingen zurück. In der Folge brach der Aktienkurs ein und rutschte unter die Ein-Euro-Marke. Am Donnerstagabend lag er bei 0,95 Euro.

"Sie dürfen sich keine Zielverfehlungen mehr erlauben", erklärte nun Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) an den Vorstand gewandt. Die rund 1200 Anteilseigner im Saal applaudierten. "Die Aktionäre machen sich große Sorgen um ihr Investment, die Mitarbeiter um ihre Jobs", meinte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Die Aktionäre hätten das Gefühl, dass der Vorstand auf der Bremse stehe, statt Gas zu geben. "Geben Sie uns die Zuversicht, dass unser Unternehmen im Fortbestand gesichert ist", fügte sie an den Vorstandsvorsitzenden Rainer Hundsdörfer gerichtet hinzu. Auch Schmidt von der SdK fragte: "Ist Heidelberger Druck akut gefährdet?"

Der Vorstandschef widersprach mit Nachdruck. "Die Antwort ist ganz klar: Nein", erklärte er. Die Finanzstruktur des Konzerns sei trotz aller Widrigkeiten - etwa der schwachen Konjunkturentwicklung - stabil. "Heidelberg bleibt finanziell solide aufgestellt."

Die Ergebnissituation und die Kursentwicklung seien für alle eine Belastung, räumte Hundsdörfer ein. Aber: "Wir arbeiten mit aller Kraft daran, die aktuellen Entwicklungen wieder umzukehren." So prüfe Heideldruck alle Investitionen. Es würden nur noch Projekte umgesetzt, die absolut notwendig seien. Kurzarbeit ist bereits angezeigt. Ob und wann sie kommt, ist noch unklar.

Erneut bezeichnete der Heideldruck-Chef den Umbau des Unternehmens - die "digitale Transformation" - als alternativlos. Und es gehe voran: Die Nachfrage beim neuen Subskriptionsmodell, bei dem der Kunde die Druckmaschine nicht mehr kauft, sondern pro bedrucktem Bogen zahlt, sei erfreulich hoch.

"Mit knapp 40 Verträgen liegen wir auf Kurs." Inzwischen machten solche Verträge acht Prozent des Auftragsbestandes aus. Mittelfristig soll der Umsatzanteil auf ein Drittel steigen - und das Unternehmen so weniger konjunkturanfällig werden.

Der Aufsichtsrat jedenfalls, das machte der Vorsitzende Siegfried Jaschinski der Hauptversammlung deutlich, unterstützt die Digitalstrategie voll und ganz - auch wenn konjunkturelle Eintrübungen zu Rückschlägen führten. Ausdrücklich dankte Jaschinski nicht nur den Mitarbeitern für ihr Engagement, sondern auch dem Vorstand.

Obwohl manche Aktionäre das Gegenteil gefordert hatten: Letztendlich entlasteten die Anteilseigner Vorstand und Aufsichtsrat mit deutlicher Mehrheit. Erstmals wählten sie mit Li Li eine Chinesin in den Aufsichtsrat. Die 48-Jährige ist Vorstandsvorsitzende der Masterwork Group. Der Spezialmaschinenbauer war Anfang des Jahres im Rahmen einer Kapitalerhöhung zum größten Einzelaktionär bei Heideldruck aufgestiegen und hält 8,5 Prozent der Anteile.

Sie werde ihr Bestes tun, die rund 11.500 Mitarbeiter der Heidelberger Druckmaschinen in eine gute Zukunft zu führen, sagte Li, die sicham Donnerstag der Hauptversammlung vorstellte.

Doch ihre Rolle warf auch Fragen auf: "Welche Ziele verfolgt der Großaktionär?", wollte Benner-Heinacher wissen. "Will er die Mehrheit?" Jaschinski antwortete: Laut Vertrag sei in den nächsten acht Jahren bis zu 20 Prozent Beteiligung möglich. "Mehr nicht."

Auch eine weitere offene Frage konnte der Aufsichtsrat inzwischen klären: die Nachfolge des Finanzvorstands Dirk Kaliebe, der das Unternehmen Ende September verlässt. Man habe sich für einen Kandidaten entschieden, so Jaschinski. Einen Namen nannte er nicht, da der Vertrag noch nicht unterschrieben sei.

Weißer Dämmputz und Lamellen: Pünktlich trotz Hitze: Wie die Bahn Störungen vorbeugen will

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Bad Staffelstein/Berlin (dpa) - Es ist ein heißer Tag, an dem ein Stuckateurmeister neben einem Gleisbett in Bayern steht. Die Hitze ist es auch, die ihn dorthin geführt hat. Er trägt mit einer Maschine einen speziellen Dämmputz auf ein Schalthaus mit Bahntechnik auf.

Das grüne Gebäude wird weiß. Bei Bad Staffelstein in Oberfranken will die Deutsche Bahn testen, ob der Anstrich ein Hitzeschutz für die sensible Technik sein kann. Das soll Störungen im Zugverkehr vorbeugen. Die Bahn will sich darauf vorbereiten, dass die negativen Auswirkungen der Hitze wegen des Klimawandels womöglich zunehmen könnten.

Der bundeseigene Konzern hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren mehr Folgen für den Zugverkehr durch Naturereignisse wie Hitze, Stürme oder Regen verzeichnet. Erst in der vergangenen Woche kam es zu hitzebedingten Zugausfällen. Nicht nur Klimaanlagen in Zügen machten schlapp, es gab auch Weichenstörungen. Ein anderes Beispiel: Wegen des ungewöhnlich langen, trockenen Sommers 2018 traten bei Münster in Nordrhein-Westfalen an einem Eisenbahndamm neben dem Gleisbett Risse auf. Der Damm musste umfangreich saniert werden.

Konkrete Zahlen zu Zugausfällen und -verspätungen in den vergangenen Jahren allein wegen Hitze an Gleisanlagen, gibt es nicht, wie es von der Bahn heißt. «Oft ist auch keine Differenzierung der Gründe möglich.» Bei Bränden etwa in der Nähe von Gleisanlagen, aber außerhalb des Einflussbereichs der Bahn, würde der Zugverkehr zum Schutz der Fahrgäste auch eingestellt.

Der bundeseigene Konzern steht schon länger unter Druck, weil sich die Pünktlichkeit der Züge verbessern soll. Im Juni legten Gewitter und Böschungsbrände an Tagen mit hohen Temperaturen Strecken lahm und Baustellen mussten umgeplant werden. Das schlug sich auf die Pünktlichkeitsquote nieder: Nur knapp 70 Prozent der Fernzüge waren pünktlich. Der Bahn war es davor drei Monate lang bis Mai gelungen, ihre schwachen Vorjahreszahlen zu übertreffen.

Auch wegen der zunehmenden Auswirkungen auf den Bahnverkehr hat der Konzern im Mai 2018 ein Team zusammengestellt, das sich mit Naturgefahren beschäftigt. «Extremwetterlagen wie Stürme oder Hitzewellen werden in ihrer Häufigkeit und Intensität weiter zunehmen. Daher beschäftigt sich die Bahn strategisch und strukturiert mit den Auswirkungen des Klimawandels, um sich für die veränderten Bedingungen zu wappnen», sagt die Geografin und Geowissenschaftlerin Karoline Meßenzehl, die Mitglied des Teams ist.

«Das Phänomen Hitze beeinflusst den Stahl in der Schiene, er dehnt sich aus. Allerdings sind die Gleise bei der DB so verlegt, dass sie auch bei sehr hohen Temperaturen stabil in ihrer Lage bleiben», ergänzt Meßenzehl. Die Instandhaltung überwache das Schienennetz und den Zustand der Fahrbahn. Es gebe Kontrollinspektionen und Messfahrten. In seltenen Ausnahmen könnten mitunter so starke Kräfte entstehen, dass sich Gleise verformen. In diesen Fällen stelle die Bahn den Betrieb sofort ein und korrigiere die Schienenlage.

Vor und während des Sommers gibt es demnach verstärkt Inspektionen der Bahninfrastruktur. Die Kontrollintervalle seien erhöht worden. «Wir haben aber auch Temperatursensoren, mit denen wir die Schienentemperatur überwachen», sagt Meßenzehl.

Eine andere Abteilung bei der Bahn testet Techniken für die Bahninfrastruktur. Das Projekt bei Bad Staffelstein gehört dazu. Im Fokus stehen neben Schalthäusern auch Schaltkästen mit Elektronik in den Gleisanlagen, die melden, ob ein Gleis frei oder blockiert ist. Sie werden Zählpunkte genannt.

Der Mitarbeiter der Innovationsabteilung, Christoph Maier, sagt: «Wir sehen schon deutlich, dass an Tagen mit einer relativ hohen Tagesdurchschnittstemperatur auch die Anzahl der Störungen beispielsweise an den Zählpunkten steigt.» Die Folge können dann Zugverspätungen sein. Das Problem: Wenn sich die Innenraumtemperatur aufheizt, kann das Auswirkungen auf die sensible Technik haben, sie kann störungsanfälliger werden.

«Die neue Generation der Schalthäuser verfügt über eine gute Isolierung, so dass hier für uns kein zusätzlicher Bedarf besteht. Bei älteren Anlagen erproben wir unter anderem verschiedene wärmeisolierende Maßnahmen an der Außenhülle, um die Innenraumtemperatur zu reduzieren», sagt Maier. Im Herbst sollen die Tests ausgewertet werden.

Neben verputzten Betonschalthäusern hat die Bahn auch Lamellen im Test, die an Schalthäusern aufgestellt werden und Wärme abweisen sollen. Seit Ende letzten Jahres untersucht die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben zudem die Wirksamkeit von weißer Farbe auf den Schienen. Seit Anfang Juli laufe ein Versuch auf einem Testgelände.

Dass die Bahn sich auf zunehmende extreme Wetterlagen vorbereitet, führt sie auch auf Ergebnisse einer Untersuchung zurück, die sie zusammen mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erstellt hat.

Bahnangaben zum Beispiel Folgen von Trockenheit bei Münster

"Look Around" in Mannheim: Apple-Kamera-Autos sollen nun auch Mannheim kartieren

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München. (dpa) Apple startet die Fahrten seiner Kamera-Autos in Deutschland unter anderem in München, Stuttgart und Frankfurt. Außerdem stehen ab Montag Mannheim, Heilbronn, Augsburg sowie diverse Landkreise in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland auf dem Terminplan, wie aus einer online veröffentlichten Liste hervorgeht. Berlin, Bremen, Hamburg sowie fünf weitere Bundesländer werden erst im kommenden Jahr abgefahren, wie Apple am Montag bestätigte.

Apple schickt gut 80 Fahrzeuge nach Deutschland. Bis Ende September sollen die Apple-Fahrzeuge auch in Brandenburg, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Sachsen unterwegs sein. Orte und Zeitpla?ne ko?nnten etwa wegen der Wetterlage geändert werden, schränkt Apple zugleich ein.

Die Daten sollen in erster Linie die Apple-Karten in iPhones und anderen Geräten des Konzerns verbessern, hieß es. Apple kann aus den Fotos unter anderem Informationen wie Namen von Straßen oder Geschäften sowie zu Verkehrszeichen und Straßenführung herausziehen. Die Bilder könnten in Zukunft aber auch im neuen Panorama-Dienst Look Around zum Einsatz kommen - Apples Konkurrenzangebot zu Google Street View.

Bei Look Around können Nutzer sich auf dem Bildschirm durch dreidimensionale Darstellungen von Straßenzügen bewegen. Die Funktion soll im Herbst zunächst für einige ausgewählte Gebiete wie die Umgebung von San Francisco verfügbar sein. Gesichter und Autokennzeichen werden bei Look Around - wie auch etwa bei Googles Street View - automatisch verpixelt. Nutzer können die Löschung von Rohdaten mit der Abbildung von Personen oder Häuser beantragen. Diese Möglichkeit bietet der Konzern vor einer möglichen Einführung von Look Around in Deutschland und direkt zum Start der Kamerawagen-Fahrten an.

Wer vermutet, von der Kamera eines Apple-Autos aufgenommen worden zu sein und das Bild einsehen oder löschen lassen will, kann das bei dem Konzern unter anderem per E-Mail (mapsimagecollection@apple.com) beantragen.

HeidelbergCement: Bauboom erhöht Umsatz, Aufwendungen drücken Gewinn

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Heidelberg. (dpa-lsw) Der Bauboom in Europa und insbesondere in Deutschland hat beim Baustoffkonzern HeidelbergCement im ersten Halbjahr den Umsatz und das operative Ergebnis anschwellen lassen. Allerdings drückten Aufwendungen für den Verkauf von Geschäftsaktivitäten auf den Gewinn.

In den ersten sechs Monaten erhöhte sich der Umsatz vor allem dank besserer Geschäfte in Europa im Jahresvergleich um 9 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro, wie die im Dax notierte Gesellschaft am Dienstag in Heidelberg mitteilte. Bereinigt um Konsolidierungs- und Währungseffekte lag das Plus bei 7 Prozent. Analysten waren allerdings von einem etwas stärkeren Anstieg ausgegangen.

Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) legte im ersten Halbjahr um gut ein Fünftel auf 1,45 Milliarden Euro zu. Dabei profitierte HeidelbergCement vor allem von der erstmaligen Anwendung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 16. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre entfallenden Gewinn von 212 Millionen Euro. Das war ein Rückgang von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Ziele für das Gesamtjahr 2019 bestätigte das Unternehmen.

Heidelberg Cement auf Kurs: Auch Umweltschutz soll effizient sein

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Von Barbara Klauß

Heidelberg. Der Baustoffkonzern Heidelberg Cement liegt im Plan: Umsatz und Ergebnis haben im ersten Halbjahr zugelegt, das Sparprogramm kommt voran und auch beim Thema Umweltschutz zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Bernd Scheifele (Foto: dpa) gestern bei der Vorlage der Zahlen fürs erste Halbjahr zuversichtlich - und versprach CO2-neutralen Beton bis spätestens 2050.

Insgesamt ist der Vorstandschef zufrieden mit den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres: Der Umsatz sei gut gewachsen, es gebe eine überproportional gute Ergebnis-Entwicklung, vor allem in Europa und Asien. Freude bereite das Geschäft mit China, dem "mit Abstand profitabelsten Zementmarkt weltweit". Als etwas verhaltener bezeichnete Scheifele die Entwicklung in den USA, wo das Geschäft unter den starken Regenfällen im Mai gelitten habe. Einen spürbaren Ergebniseinbruch hingegen gab es ihm zufolge in Ägypten und der Türkei.

Beim Sparprogramm liege Heidelberg Cement sogar über Plan, so der Vorstandschef. Nachdem der Konzern im Oktober vergangenen Jahres seine Prognose für 2018 teilweise zurücknehmen musste, hatte Scheifele Kostensenkungen und einen Stellenabbau angekündigt. Verwaltungskosten sollten 2019 und 2020 um 100 Millionen Euro sinken. Darüber hinaus trennt sich der Baustoffkonzern von Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Verkauft wurden unter anderem Anteile an "Ciments du Maroc", Zementwerke in Ägypten und Italien, die Baustoffwerke Dresden und Geschäftsaktivitäten in Dresden. Heidelberg Cement sei auf gutem Weg, sein Ziel von 500 Millionen Euro Veräußerungen im Geschäftsjahr 2019 zu erreichen, teilte der Konzern mit.

Gegenüber dem Vorjahr baute Heidelberg Cement konzernweit rund 3200 Stellen ab, rund 60 davon in Heidelberg. Doch seien andere Stellen aufgebaut worden, so Scheifele, sodass die Mitarbeiterzahl hier mit knapp 1300 etwa auf Vorjahresniveau liege.

Ein wichtiges Thema ist aus Scheifeles Sicht die Nachhaltigkeit. Die Zementindustrie ist laut Internationaler Energieagentur für sieben Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Immer wieder protestieren Umweltaktivisten gegen den Konzern.

Nun hat Heidelberg Cement sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2050 den Kohlendioxid-Ausstoß bei der Beton-Produktion auf Null zu senken. Gelingen könnte das Scheifeles Ansicht nach mit Hilfe verschiedener Maßnahmen, etwa durch andere Rohstoffe oder recyceltes Material.

Der Konzern reagiert damit auch auf die steigenden Kosten für CO2-Zertifikate: Derzeit muss Heidelberg Cement allein in Deutschland Zertifikate für den Ausstoß von 800.000 Tonnen CO2 erwerben. Seit November hat sich der Preis der Zertifikate auf rund 28 Euro je Tonne fast verdoppelt. Auch zur Frage nach einer CO2-Steuer in Deutschland äußerte sich der Heidelberg Cement-Chef: "Für uns ist es wichtig, keine Doppelbelastung zu haben: Also nicht Zertifikate zukaufen zu müssen und eine CO2-Steuer zu zahlen."

Er persönlich sei sehr für Umweltschutz, erklärte Scheifele - fügte aber hinzu: Er müsse aus volkswirtschaftlicher Sicht effizient gestaltet werden. So sei es derzeit nicht: "Wir nehmen viel Geld in die Hand - aber die CO2-Bilanz ist in Deutschland nicht so toll." Mit all dem müsse sich nun die Politik beschäftigen.

Von der sich abschwächenden Konjunktur ist der Konzern bislang wenig betroffen. "Wir laufen dem Zyklus hinterher", sagte Scheifele. "Wenn Sie einen Bau bereits angefangen haben, bauen Sie das Haus normalerweise auch zu Ende", erklärte er - "zumindest in Baden-Württemberg". Doch sehe auch Heidelberg Cement klar, dass sich die Weltkonjunktur abschwäche. Dennoch bestätigte Scheifele den Ausblick für das Gesamtjahr: Das Unternehmen geht davon aus, in diesem Jahr den Umsatz, den bereinigten operativen Gewinn und den Jahresüberschuss vor Einmaleffekten moderat (um drei bis neun Prozent) zu steigern. An der Börse konnte Heidelberg Cement allerdings nicht punkten: Mit einem Minus von fast vier Prozent gehörte die Aktie zu den schwächsten Werten im Dax.

Mittelstand: Kleinere Firmen stützen den Arbeitsmarkt

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Von Friederike Marx

Frankfurt. Kurzarbeit und Abbau von Plusstunden auf dem Arbeitszeitkonto statt Stellenstreichungen: Der mittelständische Maschinenbauer Alfred H. Schütte will seine Fachkräfte auch im Konjunkturabschwung halten, wie Firmenchef Carl Martin Welcker berichtet. Welcker ist auch Präsident des Maschinenbauverbandes VDMA. Während Großkonzerne wie ThyssenKrupp, BASF, Siemens oder die Deutsche Bank mit dem geplanten Abbau Tausender Jobs für Schlagzeilen sorgen, halten kleinere und mittlere Unternehmen bislang Kurs. Sie gelten als Motor des deutschen Arbeitsmarktes.

"Die Beschäftigung im Mittelstand hat in den letzten Jahren eine Schallmauer nach der nächsten durchbrochen", erläutert Michael Schwartz, Mittelstandsexperte der staatlichen Förderbank KfW. Mehr als 31 Millionen Menschen beschäftigten die etwa 3,76 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen nach jüngsten KfW-Daten Ende 2017. Das waren gut 70 Prozent aller Erwerbstätigen.

Allerdings drücken internationale Handelskonflikte und die Konjunkturabkühlung mittlerweile auch auf die Stimmung in der Chefetage kleinerer und mittlerer Firmen. Die Unternehmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage schlechter und blicken pessimistischer in die Zukunft. Anlass zur Sorge sieht Schwartz jedoch nicht: "Insgesamt gehen wir derzeit noch von einem Zuwachs an neuen Stellen im Mittelstand aus, auch wenn dieser schmaler ausfallen dürfte als in den Vorjahren."

Ähnlich beurteilt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die Situation: "Die Gesamtlage ist eine andere, als die Schlagzeilen über den Stellenabbau bei einigen prominenten Konzernen suggerieren." "Unser Arbeitsmarkt ist gegenüber konjunkturellen Schwankungen viel robuster als früher", erläutert Weber. Das liege vor allem an der Arbeitskräfteknappheit. "Viele mittelständische Unternehmen suchen nach wie vor händeringend Fachkräfte." Zugleich vermeiden Firmen Entlassungen, "weil sie wissen, dass sie kaum Mitarbeiter finden, wenn die Konjunktur wieder anzieht."

Auch nach Einschätzung von LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert wird der Arbeitsmarkt weiterhin stabil bleiben. Die Unternehmen dürften vor Entlassungen zurückschrecken und eher das Instrument der Kurzarbeit nutzen, sagte der Ökonom der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Nach einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts fahren derzeit 3,8 Prozent der Unternehmen in der verarbeitenden Industrie Kurzarbeit. 8,5 Prozent rechnen damit in den kommenden drei Monaten. Das ist der höchste Wert seit 2013. Wenn ein Betrieb etwa wegen fehlender Aufträge die Arbeitszeit verringern muss, zahlt die Bundesagentur für Arbeit Kurzarbeitergeld an die betroffenen Beschäftigten. So sollen Entlassungen vermieden und der Verdienstausfall teilweise ausgeglichen werden.

Eine weitere Möglichkeit, Personal zu halten, ist der Abbau von Plusstunden auf Arbeitszeitkonten. Die Unternehmen sollten zudem die Zeit nutzen, um die Mitarbeiter weiterzubilden, empfiehlt Weber. "Es ist wichtig, mit den Beschäftigten den Strukturwandel aufgrund der Digitalisierung zu schaffen."

Nach einer IAB-Studie sind seit den 70er-Jahren die durch Automatisierung und den Einsatz von Robotern entstandenen Jobverluste durch neue Arbeitsplätze ausgeglichen worden. "Technischer Fortschritt hat in Deutschland bislang nicht zu weniger Arbeit geführt, sondern zu einer Umschichtung von Arbeitsplätzen und Arbeitskräften", heißt es in der Studie. Die Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitskräften sei gestiegen, Geringqualifizierte waren hingegen weniger gefragt.

Zwar erwarten die Forscher, dass das Beschäftigungsniveau auch durch die Digitalisierung insgesamt nicht sinken wird. Rund 1,5 Millionen Stellen könnten wegfallen und in ähnlichem Umfang neue entstehen. Die neuen Jobs wiesen aber oft ein anderes Anforderungsniveau auf. Qualifizierung sowie professionelle Beratung und Vermittlung seien deshalb von zentraler Bedeutung. Weber mahnt: "Wir stehen vor sehr großen Herausforderungen. Um gut durch den Wandel zu kommen, brauchen wir Weiterbildung mit demselben Stellenwert wie die Erstausbildung."


Fuchs Petrolub: "Es passiert im Moment einfach zu viel auf der Welt"

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Von Harald Berlinghof

Mannheim. "Wir verspüren gegenwärtig konjunkturellen Gegenwind, aber das bringt uns nicht aus der Spur. Es gibt keinen Grund zur Panik. Wir schreiben immer noch gute Ergebnisse", betont Stefan Fuchs, Vorstandschef von Fuchs Petrolub. Immerhin 157 Millionen Euro hat Fuchs im ersten Halbjahr 2019 noch verdient. Allerdings sind die wesentlichen Geschäftszahlen des Mannheimer Schmierstoffkonzerns mit etwa 50 Auslandstochtergesellschaften jetzt bereits im 2. Quartal rückläufig. Angesichts des massiven Rückgangs beim Gewinn (Ebit) um 19 Prozent korrigiert das Unternehmen seine Prognose für 2019 deutlich nach unten. Im März sprach man von einem zu erwartenden Ergebnisrückgang in Höhe von fünf bis acht Prozent. Jetzt erwartet man einen Rückgang beim Ebit zwischen 20 und 30 Prozent. So etwas nennt man Gewinnwarnung.

Der Umsatz war im 1. Halbjahr 2019 nur vergleichsweise leicht um ein Prozent auf 1296 Millionen Euro gesunken. "Wir gehen für das verbleibende Jahr nicht von einer verbesserten globalen wirtschaftlichen Gesamtsituation aus. Und wir agieren gegenwärtig in einem herausfordernden weltwirtschaftlichen Umfeld, das schwer kalkulierbar ist", so Finanzvorstand Dagmar Steinert gestern. Insbesondere in der Automobilindustrie, die mit 30 Prozent Umsatzanteil einen wichtigen Beitrag zum Fuchsergebnis beisteuert, erwarte man im verbleibenden Halbjahr keine Belebung.

Fuchs hat Maßnahmen zur Kostenreduzierung getroffen. Die beiden Vorstände verwiesen auch darauf, dass vor allem die Kosten der Wachstumsinitiative mit hohen Investitionen in Fabrikausweitungen und Produktionsoptimierungen zu dem Gewinnrückgang beigetragen habe. Doch die Wachstumsinitiative werde mit Blick auf eine langfristige Unternehmensentwicklung fortgesetzt. Auch im laufenden Jahr werde man rund 190 Millionen Euro weltweit investieren. Alleine am Standort Mannheim sollen in den nächsten Jahren 50 Millionen Euro für ein neues Verwaltungsgebäude und ein neues Hochregallager für Rohstoffe investiert werden.

Der massive Stellenaufbau der letzten Jahre habe ebenfalls zu den steigenden Kosten beigetragen. 2017 sei die Mitarbeiterzahl um sechs Prozent gestiegen, 2018 um fünf Prozent (256 Mitarbeiter) und im ersten Halbjahr 2019 noch einmal um 62 Beschäftigte angewachsen. Den Mitarbeiteraufbau, der für das Gesamtjahr 2019 vorgesehen war, hat man jetzt erst einmal auf Eis gelegt. "Es gibt aber bei uns kein Stellenabbbau-Programm", so Fuchs.

"Die globale konjunkturelle Entwicklung ist schwer vorhersagbar. Es passiert im Moment einfach zu viel auf der Welt", meint der Firmenchef.

Die gegenwärtige Entwicklung unterscheide sich sehr von dem Einbruch vor zehn Jahren wegen der Lehmann-Pleite. "Damals ging es schnell bergab, aber danach auch wieder schnell bergauf. Gegenwärtig sehen wir einen schleichenden Rückgang, der vielleicht aber länger andauert".

Heidelberger Druckmaschinen: "Wir hätten gerne einen strategischen Partner"

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Von Barbara Klauß und Thomas Veigel

Wiesloch. Die Druckmaschinen-Weltmarktführer Heidelberg ist nicht in akuter Not, bekräftigt Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer im Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung. Aber das Unternehmen steht wie auch der Chef mächtig unter Druck. Zwei Umsatz- und Gewinnwarnungen in Folge und der Absturz der Aktie in den Cent-Bereich beunruhigen die Mitarbeiter und den Kapitalmarkt. Die Entwicklung der großen Digitaldruckmaschinen kostet immer noch sehr viel Geld, von dem das Unternehmen nicht viel hat. Deshalb wird nach einem strategischen Partner für dieses Geschäft gesucht, der Know-how und Geld mitbringt.

Herr Hundsdörfer, der Kapitalmarkt verliert das Vertrauen mit Heidelberger Druckmaschinen - gerade nach der jüngsten Gewinnwarnung. Wie wollen Sie ihn wieder auf Ihre Seite bringen?

Die Einschätzung des Kapitalmarkts ist deutlich zu pessimistisch. Heidelberg steht nicht mit dem Rücken zur Wand. Natürlich müssen wir im Moment wie eigentlich alle produzierenden Unternehmen mit Gegenwind rechnen. Beim Auftragseingang hatten wir einen schwächeren Mai und Juni. Aber der Juli ist schon wieder sehr positiv gelaufen. Wäre die Konjunktur stabil geblieben, hätten wir einen stabileren Geschäftsverlauf gehabt und unsere Ziele nicht abmelden müssen. Jetzt brauchen wir zusätzliche Maßnahmen, um unsere Profitabilität abzusichern. Diese Maßnahmen sind bereits eingeleitet. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen werden. Dafür müssen wir auch unsere digitale Strategie nicht opfern. Wir werden sie nur vielleicht an der einen oder anderen Stelle ein bisschen langsamer umsetzen können.

Ein Teil Ihrer Strategie sind die Digitaldruckmaschinen. Nun hören wir seit 20 Jahren, dass der Markt dafür kurz vor dem Durchbruch steht. Wann ist denn nun damit zu rechnen?

Den Digitaldruckmaschinenmarkt gibt es ja bereits. Er ist mit rund 2,5 Milliarden Euro sogar größer als der Bogenoffsetdruckmarkt. Das sind aber eher große Kopierer, die wir nur am Rande über eine Kooperation vertreiben. Der Markt, den wir mit unserer Primefire bedienen, ist der industrielle Digitaldruck für Verpackungen. Da läuft unser Geschäft zwar bislang nur langsam - aber sichtbar hoch.

Wir leisten uns hier neben unserem Kerngeschäft, dem Bogenoffsetdruck, die Entwicklung einer neuen Technologie, die viele Ressourcen und ungefähr die Hälfte unseres Entwicklungsbudgets bindet. Aber: Wenn wir es nicht machen, machen es andere. Dann riskieren wir eine große Wachstumschance für Heidelberger Druckmaschinen. Denn diese Technologie wird sich durchsetzen, da bin ich mir absolut sicher..

Wie viele Maschinen sind denn schon installiert?

Acht. Wir hatten in den letzten Wochen einen guten Lauf und sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten Tagen weitere Verträge abschließen können. Das Geschäft kommt langsam aber sicher in die Gänge. Bis wir damit Geld verdienen, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Bis dahin muss unser profitables Bogendruckgeschäft dies mitfinanzieren.

Wollen Sie den Markt allein erobern oder sind Sie auf der Suche nach einem Partner?

Wir hätten gerne einen weiteren strategischen Partner neben Masterwork. Jemanden mit ähnlichen Interessen und ergänzenden Kompetenzen, zum Beispiel im Bereich des Digitaldrucks. Da führen wir gerade Gespräche, sind aber noch in einem frühen Stadium.

Wer könnte ein solcher Partner sein?

Idealerweise wäre das einer der heutigen Digitaldruckmaschinenhersteller, die auch alle in Richtung Tintenstrahldruck schielen. Jemand, der etwas hat, was Heidelberg noch nicht hat: nämlich Druckköpfe und vielleicht auch Tinte.

Ein weiterer Teil ihrer Strategie ist das Subskriptionsmodell, bei dem der Kunde die Maschine nicht kauft, sondern pro bedrucktem Bogen bezahlt. Wie sieht es da derzeit aus?

Im Vertragsgeschäft sind wir im Plan. Vergangenes Geschäftsjahr lagen wir bei gut 30 Verträgen. Das sind rund 30 Millionen Euro Umsatz auf 2,5 Milliarden Euro im ganzen Unternehmen - also knapp eineinhalb Prozent. Natürlich ist das noch wenig. Aber die rund 70 Verträge, die wir in diesem Jahr anstreben, die bauen ja aufeinander auf. Das ist kein linearer Zuwachs, das ist ein exponentieller. Leider geht das auch nicht über Nacht.

Die digitale Strategie stellt kaum jemand in Frage. Doch blicken, neben dem Kapitalmarkt, auch Mitarbeiter pessimistisch auf das Unternehmen.

Es wird vieles geschrieben, das bei den Mitarbeitern ein negatives Bild erzeugt. Und es gibt es auch Probleme. Hier in Wiesloch haben wir wegen einer Marktschwäche in Deutschland und Zentraleuropa Unterauslastungen. Dass wir gleichzeitig am anderen Ende der Welt, in Nordamerika, ein stabiles und in China ein wachsendes Geschäft und dadurch eine hohe Auslastung unserer Fabrik in Shanghai haben, das sehen die Mitarbeiter hier nicht. Natürlich spielt auch eine Rolle, dass wir seit mehr als zehn Jahren versuchen, in den Vorwärtsgang zu kommen, haben aber noch nicht viel bewegen können. Was wir in den vergangenen zwei Jahren angeschoben haben, ist zukunftsweisend, benötigt aber Zeit.

Dennoch: Es scheint eine große Verunsicherung zu geben.

Wir verändern Heidelberg ja grundsätzlich: von einem klassischen Maschinenbauer zu einem digitalen Unternehmen. Und Veränderungen werden häufig kritisch gesehen. Die Mitarbeiter fragen sich: Was heißt das für mich? Bin ich dann noch dabei? Wir haben Struktur- und Kostenprogramme gestartet. Natürlich bereitet das den Mitarbeitern Sorgen. Unsicherheit lässt sich bei einem solchen Prozess nicht ganz vermeiden - zumal, wenn sich die Geschäftszahlen konjunkturbedingt nicht so entwickeln, wie wir das gerne hätten. Aber: Heidelberg ist in keiner akuten Gefahr. Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen, wir müssen den Free Cashflow deutlich verbessern. Unsere Maßnahmen laufen und ich bin zuversichtlich, dass wir das in den nächsten Monaten schaffen werden.

Was für Maßnahmen sind das?

Wir werden alle verfügbaren Instrumente zur Arbeitszeitflexibilisierung nutzen. Dann tätigen wir zurzeit nur noch die Ausgaben, die absolut notwendig sind und uns zeitnah Wachstum und Profitabilität bringen. Außerdem investieren wir langsamer in Zukunftsthemen und verschieben das eine oder andere etwas. In Summe haben wir ein Liquiditätspotenzial von gut und gerne 100 Millionen Euro. Die Veräußerung von Bereichen, die nicht zu unserer künftigen Strategie passen, könnte dazu in diesem Geschäftsjahr 30 Millionen Euro beitragen.

Welche Bereiche könnten das sein?

Randbereiche, die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben.

Was bedeutet das Stammwerk in Wiesloch für Heidelberger Druck?

Das ist das Herz und der Kopf des Unternehmens und wird es auch bleiben. Allerdings können wir es uns nicht mehr erlauben, hier einfache Tätigkeiten zu teuren Löhnen zu machen. Das heißt, wir werden die Altersfluktuation nutzen, um unsere Strukturen zu verbessern. In Wiesloch passiert künftig nur noch das, was hier profitabel gemacht werden kann: Der wesentliche Teil der Forschung und Entwicklung, die Hauptverwaltung; die Steuerung und die strategische Ausrichtung werden hier angesiedelt bleiben, ebenso die neuen Themen wie Digitaldruck. Aber es ist durchaus möglich, einfachere Maschinen und Produkte woanders fertigen zu lassen und einfache Komponenten zuzukaufen - wenn wir dadurch keine Mitarbeiter abbauen müssen. Für das Thema Maschinenbau brauchen wir also die riesigen Flächen, die wir hier heute haben, in den nächsten Jahrzehnten sicher nicht mehr in dem heutigen Umfang. Deshalb haben wir uns entschlossen, hier einen Campus zu bauen, den wir teilweise selbst nutzen, teilweise für andere Unternehmen öffnen. Doch auch das muss wachsen und wird nicht von heute auf morgen geschehen.

Für die nahe Zukunft müssen sich die Mitarbeiter hier also keine Sorgen machen, dass es massive Schrumpfungsprozesse geben wird?

Nein. Es geht darum, den Gürtel etwas enger zu schnallen, zu optimieren, Dinge, die gar nicht hier stattfinden müssen, abzutrennen und zu veräußern. Es gibt die eine oder andere Strukturmaßnahme - die zum Teil aber schon lange läuft. Hier am Standort haben wir beispielsweise fast 700 Altersteilzeitverträge, um den altersbedingten Personalabbau nach vorne zu ziehen und die Leute vernünftig in den Ruhestand gehen zu lassen.

Heidelberger Druckmaschinen ist ein Unternehmen, das von vielen Leuten völlig falsch wahrgenommen wird. Heidelberg gehört zur Weltspitze und ist technologisch führend. Unsere außerordentlichen Fähigkeiten führen zu einem Weltmarktanteil von rund 45 Prozent und einem Marktanteil von 30 Prozent in Japan, obwohl dort einer unserer Hauptwettbewerber sitzt. Dies ist einzigartig im deutschen Maschinenbau. Unser stabiles und hochprofitables Kerngeschäft finanziert das Wachstum der Zukunft. Die heutige Börsenkapitalisierung spiegelt mehr die Risiken als die Chancen wider. In bin zuversichtlich, dass sich das wieder ändern wird, denn Heidelberg hat alle Mittel und Wege in der Hand, sich eine profitable Zukunft aufzubauen.

Heidelberg: KKR steigt bei Heidelpay ein

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Heidelberg. (kla) Der US-Finanzinvestor KKR ist bei Heidelpay eingestiegen. Das hat das Finanz-Start-Up bekannt gegeben. Demnach übernahm KKR die Mehrheitsbeteiligung von Anacap Financial Partners. Zum Kaufpreis äußerten sich beide Unternehmen nicht. Laut "Financial Times" zahlte KKR mehr als 600 Millionen Euro an Anacap. Dem Handelsblatt zufolge liegen künftig knapp 70 Prozent der Anteile bei KKR.

"Wir sind stolz darauf, mit KKR einen weltweit führenden Investor an Bord zu haben", erklärte Heidelpay-Vorstandschef Mirko Hüllemann, der weiterhin rund 30 Prozent der Anteile hält. "Mit Anacap haben wir uns in zwei Jahren verzehnfacht. Nun gehen wir mit KKR den nächsten Schritt."

Mit dem neuen "starken Investor" will der Zahlungsdienstleister, der bisher rund 90 Prozent des Umsatzes in Deutschland erwirtschaftet, seine Position in der internationalen Zahlungslandschaft stärken.

Heidelpay hat 2018 einen Umsatz von rund 45 Millionen Euro erwirtschaftet, 2019 rechnet das Unternehmen mit rund 90 Millionen Euro. Derzeit hat Heidelpay mehr als 400 Mitarbeiter, rund 130 davon in Heidelberg.

Heideldruck: Vorstandschef Hundsdörfer verbreitet Zuversicht

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Wiesloch. (kla) Zuversicht will Rainer Hundsdörfer, Vorstandschef von Heidelberger Druckmaschinen, bei der Vorlage der endgültigen Zahlen fürs erste Quartal verbreiten: So sei der Konzern mit einer deutlich verbesserten Auftragssituation ins zweite Quartal gestartet, erklärte der Vorstandsvorsitzende am Dienstag bei einer Telefonpressekonferenz. Teile des schwachen ersten Quartals, vor allem im Europageschäft, hätten kompensiert werden können, so Hundsdörfer.

Heideldruck war schwach ins Jahr gestartet: Im ersten Quartal (April bis Juni) ging der Umsatz von 541 auf 502 Millionen Euro zurück, der Auftragseingang lag mit 615 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert (665 Millionen Euro). Der Verlust nach Steuern verdoppelte sich auf 31 Millionen Euro an. Zur Begründung führt der Konzern eine zunehmende konjunkturelle Unsicherheit und Investitionszurückhaltung von Kunden an. Wegen veränderter Geschäftserwartungen hatte der Konzern Mitte Juli seinen Ausblick für das Gesamtjahr angepasst.

Heideldruck zeigte sich dennoch optimistisch: "Der gute Start in das zweite Quartal macht uns zuversichtlich, unser geplantes Geschäftsjahresvolumen zu erreichen", erklärte Hundsdörfer. Er geht davon aus, dass sich die Maßnahmen, die eingeleitet worden seien - wie etwa Arbeitszeitflexibilisierung Senkung geplanter Investitionen um 20 Millionen Euro sowie der Verkauf kleinerer Unternehmensbereiche - in der zweiten Jahreshälfte positiv bemerkbar machen werden.

Finanzvorstand Dirk Kaliebe bekräftigte, dass Heideldruck für das Gesamtjahr von einem Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres und von einem ausgeglichenen Ergebnis nach Steuern ausgehe. Die Aktie, deren Kurs nach der Gewinnwarnung eingebrochen war, stieg gestern um gut zwei Prozent 0,96 Euro im Xetra-Handel.

Dennoch beließ das Analysehaus Warburg Research die Einstufung für die Aktie am Dienstag auf "Sell" - mit einem Kursziel von 0,60 Euro. Die endgültigen Kennziffern hätten den schwachen Eckdaten des Druckmaschinenherstellers entsprochen, schrieb Analyst Eggert Kuls. Aber selbst der zuvor reduzierte Jahresausblick könnte sich als unerreichbar erweisen.

Umsatz-Prognosen: Chemie- und Pharmafirmen leiden unter Konjunkturflaute

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Baden-Baden. (dpa) Die Konjunkturflaute hat die Firmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie in Baden-Württemberg im Frühsommer voll erwischt. Im ersten Halbjahr stagnierten die Umsätze bei 10,6 Milliarden Euro, wie der Verband der Chemischen Industrie in Baden-Württemberg am Mittwoch mitteilte. Während es bis Mai noch gut lief, mussten im Juni alle Teilbranchen Rückgänge verkraften.

"Wir sehen, dass unsere Prognose zu Beginn des Jahres zu optimistisch war", sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Mayer. "Die Situation in den Teilbranchen der Chemie hat sich im Laufe des zweiten Quartals stetig verschlechtert." Allein im Juni seien die Umsätze in der chemischen Industrie oder bei den Farben- und Lackherstellern um mehr als zehn Prozent eingebrochen.

Die bisherige Prognose eines Umsatzwachstums von zwei Prozent in diesem Jahr lässt sich damit nicht halten. Eine neue Vorhersage für die Entwicklung traut sich der Verband noch nicht zu. Im Herbst startet die neue Tarifrunde. In Baden-Württemberg sind die ersten Gespräche zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern am 10. Oktober geplant.

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